In Eupen und Burg-Reuland ist es schon beschlossene Sache. In anderen Gemeinden wird es zumindest angedacht. In der Nacht bleibt die Straßenbeleuchtung aus - in Burg-Reuland von 23 Uhr bis fünf Uhr, in Eupen ab Mitternacht und ebenfalls bis fünf Uhr.
Die Reaktionen in der Eupener Bevölkerung sind gemischt. "Eine gute Idee. Man muss ja überall sparen. Unsicherer fühle ich mich nicht. Ich gehe nachts sowieso nicht nach draußen", sagt eine Frau. Eine andere Bürgerin sieht das nicht so. "Ich finde das nicht schlecht. Aber es ist dann sehr gefährlich, weil es in Eupen doch einige Kriminalität gibt." "Ich denke, das ist keine schlechte Sache. Sparen sollen wir alle. Und wenn die Stadt Eupen mit gutem Beispiel vorangeht, warum nicht?", so ein Bürger.
Sehr positive Erfahrungen in Amel
Sparen ja, aber nicht auf Kosten der Sicherheit. Oder zumindest auf Kosten des Sicherheitsgefühls. Denn, dass mit der Abschaltung der Straßenbeleuchtung die Zahl der Überfälle, Einbrüche oder Diebstähle in die Höhe schießt, ist anhand von Zahlen nicht zu belegen. Das sagt jedenfalls die Gemeinde Amel. Die muss es wissen, denn dort bleibt schon seit Ende der 1990er Jahre nachts das Licht aus - ohne große Probleme.
"Im Gegenteil", sagt Bürgermeister Eric Wiesemes. "Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht, vor allem auf finanzieller Ebene. Die Entscheidung ist anfangs auch kritisiert worden. Aber das hat sich im Nachhinein als nicht richtig erwiesen. Wir leben seit über zwanzig Jahren damit und das bereitet uns keinerlei Bauchschmerzen."
Raeren erst positiv, dann Angst
Anderer Fall in Raeren: Dort entschied man 2010 aus Kostengründen die öffentliche Beleuchtung nachts auszuschalten, allerdings nicht am Wochenende. Mit positivem Ergebnis, erzählt der damalige Finanzschöffe René Chaineux. "Nach einem Jahr haben wir Bilanz gezogen. Neben der Tatsache, dass wir Geld gespart haben, hat auch die Polizei bestätigt, dass weder die Zahl der Einbrüche noch die anderer Straftaten im Zusammenhang mit der ausgeschalteten Beleuchtung gestiegen ist."
Auch in Raeren, genau wie in Amel, keine Zunahme von Straftaten. Aber während in Amel nachts die Lichter immer noch ausgehen, ist man in Raeren zurückgerudert. "Der negative Aspekt war, dass die Bevölkerung sich unsicher fühlte. Aber nur fühlte, denn im Endeffekt war ja nichts passiert. Aber auf Druck der Bevölkerung haben wir dann unser Projekt nach einem Jahr beendet."
Also alles nur eine Frage des Gefühls? Die Faktenlage ist da noch etwas unklar. Auf der einen Seite kann eine gute Beleuchtung an bestimmten Brennpunkten Kriminalität reduzieren. Auf der anderen Seite gibt es keine hinreichenden Beweise dafür, dass es anders herum genau so ist.
Wie die Bevölkerung auf das Abschalten reagiert und ob die Zahlen tatsächlich nicht steigen, bleibt abzuwarten. Zur Not gibt es auch noch den Kompromiss. In Amel zum Beispiel darf bei Festen und Veranstaltungen das Licht auch mal an bleiben, erklärt Bürgermeister Eric Wiesemes. "Der betreffende Verein muss einen Antrag an die Gemeinde stellen. Dann wird in Zusammenarbeit mit Ores in dem Viertel, wo die Veranstaltung stattfindet, die öffentliche Beleuchtung eingeschaltet."
Volker Krings