St. Josef ist immer noch eine lebendige Pfarre, in der sich Menschen engagieren. So wie die vier Frauen, die sich abends zu einem besonderen Putzdienst in der Kirche getroffen haben. "Das sind vier Laternen - die sind uralt - die von vier Personen rechts und links, vorne und hinten neben dem Himmel getragen werden", sagt Monika. Und das zur großen Pfarrprozession im September.
Früher waren es unter anderem die Mütter dieser Frauen, die sich um das Polieren der Laternen kümmerten. Jetzt haben sich ihre Töchter daran gemacht, darunter Andrea. "Das war letztes Jahr wirklich für uns auffällig. Da war ganz viel Wachs dran und die waren schwarz geworden. Da haben wir gedacht "da schnappen wir uns mal eine Flasche Sidol, treffen uns an einem Abend und machen uns da gemeinsam an die Arbeit"."
Eine Form, in der Pfarre aktiv zu werden. Aber auch sonst sind Monika, Andrea, Katja und Iris schon mal für St. Josef im Einsatz. "Zu einer Zeit habe ich Messen vorbereitet und die Kommunionskinder begleitet, aber in letzter Zeit eigentlich nicht mehr. Aber eine gewisse Verbundenheit zur Pfarre ist immer geblieben, erklärt Katja. "Ich mache seit vielen Jahren den Lektorendienst einmal im Monat und rechts und links, wenn man gefragt wird, aber nicht so was ganz Regelmäßiges. Dieser Lektorendienst ist ohne viel Aufwand, das geht", so Iris.
Viele Veränderungen
Dass es oft die selben Leute sind, die sich für die Gemeinde engagieren, stellen auch die 15 Leute fest, die sich nebenan in der Josefskapelle versammelt haben, um sich Gedanken über die Zukunft ihrer Pfarre zu machen. Es habe sich vieles verändert, so Karl-Heinz Brüll. Vor 50 Jahren habe man sich noch früh bemühen müssen, um einen Sitzplatz in der Kirche zu ergattern. Heute blieben viele Bänke leer. "Die Josefskirche ist verschwunden. Die Unterstadt hat das aber nicht als Alleinstellungsmerkmal. Manche machen es oder tun es noch so, als würde das für uns nicht existieren. Es ist aber einfach so, unsere Gesellschaft ist säkularisiert und das stellt uns vor neue Herausforderungen."
So sehen es auch die anderen in der Diskussionsrunde. Ein gemeinsamer Nenner ist der Wandel. "Ich denke, der große Inhalt ist die Veränderung. Da bin ich vollen Mutes. Ich möchte etwas in der Kirche verändern", sagt eine Lehrerin. Wie? Das wird an dem Abend intensiv und engagiert diskutiert. "Vielleicht mit gemischten Gefühlen, weil man schon so merkt, dass nicht viele junge Familien da sind und dass vielleicht die Rituale oder das Gelebte hier nicht mehr so präsent ist in der Gesellschaft. Ich persönlich verbinde damit eine gute Zeit, also was Tolles, was Intensives, was ich erlebe", empfindet eine Mutter.
Dass sich auch wieder mehr junge Menschen davon angesprochen fühlen - das wünschen sich alle in der Runde. Dafür müsse man die Bedeutung und den Sinn der Liturgie und der Riten wieder erschließen- in neuen Formen und neuer Sprache. Es gibt viele Ideen so die Mutter weiter. "Einmal monatlich oder so auch etwas anzubieten für Familien mit ganz jungen Kindern, wo einfach auch hier der Kirchenraum als Ort der Begegnung geschaffen wird - miteinander etwas Spirituelles erleben, ein Moment der Stille vielleicht zu erleben, einen Moment des Gebetes zu erleben, einen Moment des Nachdenkens über Jesus."
Selbst gestalten
Einer von vielen Vorschlägen, die an diesem Abend gesammelt wurden. Immer wieder geht es dabei um Gemeinschaft und Begegnung. Man müsse weg von einer Dienstleistungs- und Versorgungskirche, von der Angebote erwartet werden. Vielmehr sollten die Gemeindemitglieder selbst gestalten, so der einhellige Tenor. "Das Wichtigste wird vielleicht sein, dass wir alle verantwortlich sein sollen für unsere Kirche, wenn wir es so nennen wollen, für unsere Gemeinschaft, dass jeder seine Fertigkeiten, seine Fähigkeiten, seine Talente einbringt", so Karl-Heinz Brüll. Ob nun durch Worte oder praktisches Tun, wie der Abend gezeigt hat.
Während sich die Gesprächsrunde für ein neues Treffen im Januar verabredet, haben die Freundinnen im Kirchenschiff ihre Arbeit getan. Die Laternen glänzen und stehen bereit für die Prozession am Sonntag. Dann findet die Festwoche zum 150-jährigen Jubiläum von St. Josef ihren Höhepunkt und Abschluss. Die Frage, wie das Gemeindeleben zum 200. Jubiläum aussehen kann, wird die Pfarrer noch lange beschäftigen.
mb/sr