Bei Talbot in Aachen kennen sie sich aus mit Straßenbahnen. Es ist der älteste Hersteller von Schienenfahrzeugen in Deutschland. Nicht umsonst haben sich die Befürworter einer Tram für die Aachener Region eine alte Fabrikhalle von Talbot ausgesucht, um das Projekt "Regiotram" vorzustellen. Aus Großstädten ist eine Straßenbahn nicht mehr wegzudenken. Aber auch außerhalb von Metropolen erlebt die Tram eine Wiedergeburt.
Die Vision in Aachen ist ambitioniert: Möglichst viele der bis zu 70.000 täglichen Pendler aus dem Nordkreis in die Stadt Aachen zum Umsteigen auf eine Tram zu bewegen. Etliche Aktivisten fordern seit jeher mehr Umweltbewusstsein. Eine Straßenbahn kann dazu beitragen, weiß Dr. Gunter Schaible von der Industrie- und Handelskammer Aachen.
"Eine Straßenbahn, die sehr viele Leute aufnehmen kann, die auch sehr bequem ist, heißt auch, dass Leute vielleicht gerne einsteigen. Das ist deshalb eine Art, wo wir der Meinung sind und überzeugt sind, dass viele Leute das auch nutzen werden. Und wenn da zehntausend Autos am Tag weniger fahren, was das für eine CO2-Bilanz bedeutet und was das für eine Vermeidung von Staus bedeutet, das ist enorm.“
Wenn es so läuft, wie die Befürworter es sich vorstellen, fährt in zehn Jahren in Aachen eine Tram vom Hauptbahnhof über Würselen und Alsdorf weiter nach Baesweiler. Im Moment wird aber noch untersucht, ob sich das Vorhaben überhaupt lohnt und realisierbar ist, erklärt Frauke Burgdorff von der Stadt Aachen.
„Wir bleiben bis zum Ende der Machbarkeitsstudie zwei auf jeden Fall offen - sowohl für das Gelingen als auch für den Stopp. Wenn wir beweisen können, dass sich Kosten und Nutzen gut zueinander verhalten, dann halte ich das Projekt für sehr realistisch. Wir müssen dann einfach alle miteinander einen langen Atem haben, weil es wird wahrscheinlich acht bis zehn Jahre dauern, bis die Tram wirklich da ist.“
Kommt die Tram auf der geplanten Trasse, wäre sie teurer als eine Busverbindung. Allerdings würden sicher nicht so viele Menschen das Auto stehen lassen können, wenn es alternativ nur einen Bus gäbe. Die Tram habe schlicht mehr Kapazität, sagt Frauke Burgdorff. Und darauf kommt es auch Gunter Schaible von der IHK im Sinne der Nachhaltigkeit an.
„Wenn wir überlegen, was eine Regiotram an Nachhaltigkeit bedeutet, dann ist es etwas, was sehr viele Leute auf eine sehr nachhaltige Art von einem Ort zum anderen bringt. Zurzeit, wenn wir jetzt die vorhandenen Verkehrsmittel sehen, haben ja noch nicht den grünen Wasserstoff in der Verbreitung oder die E-Busse. Also von daher können sich Städte sehr glücklich schätzen, die mit einer Straßenbahn unterwegs sind.“
Dabei wäre die Tram nur ein Baustein von vielen, um in der Aachener Region die Mobilität gut vernetzt und nachhaltig zu gestalten. „Eine Straßenbahn für die Region hat etwas damit zu tun, sich zukunftssicher aufzustellen. Da ist das ein wichtiger, wirklich wesentlicher Baustein. Wenn Sie das noch kombinieren mit 'Parc and Ride', mit Mobilstationen, mit E-Bikes und auch natürlich mit Bussen die Menschen an die Haltepunkte bringen, wenn man das in ein Gesamtkonzept gießt, dann hat das hier wirklich Zukunft.“
Marisa Sonnen