Wer kennt nicht das sogenannte "Sonntagstrauma"? Darunter versteht man die Situation, dass Jugendliche quasi gezwungen werden, am Wochenende mit den Eltern wandern zu gehen. Doch vielleicht ist Wandern ja gar nicht so langweilig? Torsten Flader, Geschäftsführer der deutschen Wanderjugend, erklärt, wie das funktionieren kann. "Wir haben für diese Wege Höhepunkte entwickelt, dass man sagen kann 'Das interessiert jetzt Jugendliche besonders am Wegesrand als Streckenpunkt'. Das wird dann so zusammengestellt und dann entsteht dieser Weg."
Die Jugend möchte eben etwas erleben, wie auf Tour mit "Europas Super-Royal". Gemeint ist Karl der Große, dem im deutsch-belgischen Grenzgebiet ein eigener Wanderweg gewidmet ist: der Kaiser-Karl-Weg. Wo heute verschiedene Länder sind, gab es früher nur ein großes Reich, in dem die Sonne niemals unterging. Daneben sind es aber genau die kleinen Geschichten, die den Wanderer auf seinem Weg begleiten, wie zum Beispiel die von Kaiser Karls Bettstatt. Der Legende nach soll er sich bei der Jagd auf einen Stein gelegt und eine Schlafmütze verweigert haben. Daher komme auch der Ortsname "Mützenich". Auch ein Kaiser muss mal chillen.
Jugendgerechte Ansprache
"Wir denken, dass der Weg gut aufgestellt ist, dass man überall Informationen erleben und Action bekommen kann und gleichermaßen auch informiert ist über die Geschichte. Ja, auch dass jeder für sich so entscheiden kann 'Was lasse ich jetzt zu an Realität oder an Legenden oder Fakten?' und einfach die Natur auf sich wirken lassen", sagt Brigitte Palm, Kinder-, Jugend- und Familienwartin beim Eifelverein Konzen.
Sie ist sich bewusst, dass man dafür die richtige Anrede braucht. "Das war auch für mich nochmal eine ganz neue Erfahrung mit der jugendgerechten Sprache, weil ich ja auch zum Teil die Texte mit konzipiert habe auf den Schildern. Dann denke ich 'Boah, nee, das schweift zum Teil aber ganz schön von der Realität ab!' . Ich habe das dann einer erwachsenen Gruppe und einer Jugendgruppe vorgestellt. Die Jugendgruppe war Feuer und Flamme, fühlte sich sofort angesprochen und wir 'Oldies' sagten dann 'Das ist vielleicht ein bisschen too much'. Ich habe die jetzt irgendwo auch an den passenden Stellen untergebracht, damit es auch immer eine Verbindung war zwischen Realität, Humor, Spaß."
Wanderung als Zeitreiseerlebnis
Wandern ist eben nicht Wandern. Im Luxemburger Troisvierges/Ulfingen hat der Wander- und Naturführer Ralph Heuschen eine ganz andere Route ins Leben gerufen: der Fluchthelfer-Weg oder auch "Le sentier des passeurs". Während des Zweiten Weltkriegs sind auf diesem Weg Menschen nachts nach Belgien geflohen. Ralph Heuschen will seine jungen Wanderer diese Geschichte hautnah erfahren lassen. "Es gibt da so einen Moment im Wald, die Leute sind mit Taschenlampen unterwegs, wir bleiben stehen und wir machen die Taschenlampen aus, um die Atmosphäre des Waldes, die Atmosphäre der Geschichte, der Begebenheit nachspüren zu können. Wenn man nachher mit den Leuten spricht oder man macht eine Auswertung dieser Wanderung, dann kommt immer wieder 'Dies war der stärkste Moment. Da können wir uns einfühlen'. Das ist mir bei meinen Wanderungen sehr wichtig, dass die Leute das fühlen können. Das soll ein Erlebnis werden."
Auch historische Artefakte sind Teil der Wanderung. So wird die Route zur Zeitreise. "Dann machen wir mit den Jugendlichen auch Aktionen, wo wir zum Beispiel im Wald Sachen sozusagen (auf)finden in irgendwelchen Koffern. Was haben die Leute denn mit über die Grenze geschleppt? Was war ihnen besonders wichtig? Oder Jugendliche, die fragen 'Wie hätten die Fluchthelfer das denn gemacht, wenn sie auf deutsches Militär gestoßen wären?' Da sage ich immer 'Ja, die hätten geschossen!' Da gab es nichts anderes mehr. Also diese Jugendlichen sind wirklich mit diesen Erfahrungen konfrontiert, sie nehmen es als authentisches Zeugnis auf. Das ist mir sehr wichtig."
Für Ralph Heuschen führt die historische Wanderung somit auch in die Gegenwart. "Mein Impuls am Ende einer solchen Route lautet immer 'Wie gehen wir denn mit den Flüchtlingen um? Was machen wir denn? Wo können wir denn helfen?' Das spricht die Jugendlichen, denke ich, besonders gut an."
Ganz nebenbei kommen Wanderer jeden Alters auch miteinander ins Gespräch, findet Manfred Rippinger, Hauptgeschäftsführer der Europäischen Vereinigung für Eifel und Ardennen "Wenn man auf einer Wanderung ist, kann man nicht ohne weiteres das Handy herausnehmen, sondern man muss auch auf den Weg achten, auf die Markierungen achten. Dann entstehen auch Gespräche."
Marisa Sonnen
Super Interessanter Beitrag !
Mein Dank und Lob geht insbesondere an Fräulein Marisa Sonnen, die hiermit eine fantastische Kombination aus Audio, Schriftliche und Bild Qualität anbietet.
Une présentation de toute grande qualité, BRAVO!!
Liebe Marisa, das ist ein wunderbarer Beitrag. Es ist dir gelungen eine für Jugendliche langweilige Aktivität zu aktualisieren und interessant über neue Angebote zu berichten.
Martina Spoo
Hervorragend geschrieben. Als Kongressteilnehmer kann ich sagen, dass die Inhalte von Frau Sonnen genau auf den Punkt gebracht worden sind. Sie hat den ganztägigen Kongress von Anfang bis Ende begleitet und zeigte sich an den verschiedenen Themen rund um das Wandern mit Jugendlichen sehr interessiert. Eine solche kompetente Berichterstattung kann sich ein Veranstalter nur wünschen. Weiter so!
Ganz toller Beitrag.Sehr gut zusammengefasst.Macht Lust auf die Route Charlemagne und den Schmugglerweg.Weiter so
Kompliment, liebe Marisa Sonnen! Sie haben mit Ihrem lebendigen Artikel den "Nagel auf den Kopf" getroffen und in beeindruckender Weise das Thema "Neue Wege für junge Menschen" - von der Zielsetzung über die Konzeptentwicklung bis zur Erreichbarkeit von Jugendlichen- sehr einfühlend in Wort und Bild zusammengefasst. Hier wird deutlich spürbar, dass Sie die Veranstaltung von Beginn an durchgängig begleitet haben und mit vielen verantwortlichen Menschen das Gespräch gesucht haben.
In Ihnen haben wir eine kompetente "Wegbegleiterin" gefunden, vielen Dank!
Vielen Dank für diese gute Berichterstattung ! Das Thema "Junge Menschen auf neuen Wegen" liegt uns sehr am Herzen und ist wichtig für die Zukunft des Raumes Eifel & Ardennen . Beim gemeinsamen Wandern öffnet man sich. Es gibt keine Grenzen und Unterschiede. Gemeinsame Werte werden begründet. Wir nehmen die Heimat unter die Füße und dadurch entsteht eine bewusste Wertschätzung der eigenen Heimat und grenzüberschreitende Begegnungen finden statt. Eine solch ausführliche Berichterstattung hilft uns in diesen guten Bemühungen. Vielen Dank Frau Sonnen !