In der Apotheke Mertens in Eupen hilft diese Woche Nour Obeid aus dem Libanon aus. Sie lernt das Umfeld und die Kollegen kennen, macht sich mit dem belgischen Verschreibungssystem vertraut, übt den Kundenkontakt. Die Handgriffe sitzen - bei Bedarf gibt es noch den ein oder anderen Hinweis. Die richtigen Voraussetzungen bringt Nour Obeid mit, sie ist Apothekerin und ihr Diplom soll demnächst anerkannt werden.
Eine Woche hat Nour Obeid ausgeholfen und das Umfeld kennengelernt, das Fazit von Apotheker Ralph Mertens fällt durchaus positiv aus. "Sie ist hilfsbereit, die Kenntnisse sind da. Das mit dem Deutsch müsste noch etwas besser klappen - aber wenn ich jetzt im Libanon arbeiten würde, könnte ich da auch nicht von heute auf morgen in einer Apotheke anfangen."
"Also das ist normal, dass man da die Dinge lernen muss, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Aber ansonsten sehe ich da kein Problem, dass das funktionieren wird. Es ist eine angenehme Person, ich bin froh, dass ich es gemacht hab."
Die Aktion "Start2Day" fand während zwei Wochen statt. Insgesamt elf Teilnehmer haben daran teilgenommen - in verschiedenen Betrieben, wie Bäckereien, Altenheimen, oder bei der Stadt Eupen. "Ich mache diese Woche ein Praktikum in der Gärtnerei im Rathaus. Ich habe die Blumen begossen. Und es macht mir Spaß", sagt Ismeta Šubić aus Bosnien.
Das freut die Organisatoren von Arbeitsamt, Wirtschafts- und Sozialrat, Info-Integration und den ÖSHZ, die in erster Linie vermitteln wollen. "Es geht ums Sensibilisieren. Und im Idealfall finden sich Partner, die danach auch zusammen bleiben - in Form eines längeren Praktikums oder einer Einstellung. Das ist alles möglich. Es gibt auch nach den Praktikum Gespräche zwischen Arbeitsamt oder ÖSHZ und den Praktikumsteilnehmern. Es gibt auch eine Nachbesprechung mit den Arbeitgebern", so Stephan Mathieu. Alles was über Sensibilisierungsarbeit hinausgehe, sei ein Plus.
Doch die Aktion scheint auf beiden Seiten Früchte zu tragen. "Im Prinzip denkt man nur immer an sich und die Mannschaft. Und nie an andere", findet Stadtgärtnereimeister André Knauf. "Und hier hilft es uns auch mal, einen Sprung zu machen über die Sprache. Um sich zu verständigen, wie wir etwas angehen können: gießen, oder einen Baumschnitt, Pflanzen pflegen oder Unkraut jäten."
Vielleicht sind solche Aktionen irgendwann überflüssig und Zugezogene und hiesige Arbeitgeber gehen selbstverständlich aufeinander zu. Bis es soweit ist, hat "Start2Day" seine Daseinsberechtigung.
Andreas Lejeune