Ingrid Mertes, Geschäftsführerin des Bauernbunds Ostbelgien, weiß, wie es um die ostbelgischen Landwirte steht: "Die Situation hat sich auch nach einem Monat nicht verbessert. Es hat einige wenige Regenfälle gegeben. In den meisten Regionen der DG hat die Dürre jedoch nur zugenommen."
Auf der Seite des Königlichen Meteorologischen Instituts von Belgien wird deutlich, dass vor allem die Deutschsprachige Gemeinschaft "sehr trockene" bis "extrem trockene" Gebiete aufweist.
Vor allem das Ourtal ist von der Trockenheit stark betroffen. Das kann Landwirt Luc Foeteler aus Burg-Reuland nur bestätigen. Er hat einen Biohof und rund 40 Milchkühe. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals so trocken gewesen ist. Es ist auch ein Monat früher trocken geworden als in den anderen Jahren. 2019 und 2020 war es auch trocken, aber erst viel später. Ebenfalls hat es gelegentlich etwas geregnet, sodass es grün blieb. Aber jetzt ist alles verbrannt. Die Wiesen sind teilweise nicht mehr braun und werden stellenweise schwarz."
Im vergangenen Jahr hatten viele Landwirte ein gutes Jahr. Die klimatischen Bedingungen waren optimal. Es konnte sehr viel und qualitativ hochwertiges Gras geerntet und gelagert werden.
Knappe Reserven
Diese Silage-Reserven sind für viele Landwirte wichtig, damit sie ihre Tiere - vor allem im Winter - füttern können. Aufgrund der aktuellen Ernteausfälle müssen viele Landwirte bereits jetzt ihr Silage verfüttern.
"Es gibt kein Gras mehr auf den Wiesen. Wir füttern bei wie im Winter und die Reserven für den Winter werden somit knapp", berichtet Dorian Locht, Landwirt aus Lontzen.
Dorian Locht und Luc Foeteler haben glücklicherweise viele Reserven aus dem vergangenen Jahr, auf die sie heute zurückgreifen können. Das ist aber nicht bei jedem Landwirt der Fall.
Ingrid Mertes vom Bauernbund Ostbelgien erklärt, was die aktuelle Situation für die Landwirte bedeutet: "Eine Dürre bedeutet für viele Landwirte Einkommensausfälle. Viele, die kein eigenes Futter mehr haben, müssen Futter für ihre Tier nachkaufen. Alles was heute eingekauft wird ist jedoch teurer geworden. Zu nennen sind die allgemeinen Energiekosten und das Raufutter. Aber auch die Preise für Zusatzfutter, wie z. B. Raps, Mais oder Getreide sind wahnsinnig angestiegen. Zum einen wegen der Trockenheit, zum anderen wegen dem Krieg in der Ukraine."
Fairer Milchpreis
Yves Dobbelstein aus Eynatten hat rund 100 Milchkühe. Als Bio-Landwirt darf er nur organischen Dünger verwenden. In erster Linie ist das Gülle. Als Bio-Landwirt hat er während der aktuellen Trockenheit ein großes Problem, wie er erzählt. "Gülle braucht Regen, um sich im Boden verteilen zu können. Im Gegensatz zu mineralischen Düngern, die konventionelle Landwirte nutzen, wirkt die Gülle ohne Regen nicht. Man kennt es. Oft sind die Nachbarn sauer, weil es dann sehr stinkt. Das sind dann die Stickstoffe, die eigentlich in den Boden hätten gelangen sollen, um die Pflanzen zu ernähren."
Es gibt in diesem Jahr aber auch eine positive Nachricht - vor allem für die Milchviehbetriebe: "In den letzten Jahren war der Milchpreis eindeutig zu tief. In diesem Jahr sind die Preise für Milch pro Liter gestiegen", sagt Ingrid Mertes.
"Insbesondere im Juli wurden bessere Verträge von den Molkereien mit den Großwarenhäusern erzielt. Und dadurch wird es für den Bauern einen besseren Milchpreis geben." Im letzten Jahr erhielt ein Landwirt rund 35 Cent pro Liter Milch. Momentan sind es rund 55 Cent pro Liter.
Zeit wird knapp
Die Mehreinnahmen sind für die Landwirte sehr wichtig, um den aktuellen Futterverlust und die angestiegenen Preise - vor allem im Energiebereich - ausgleichen zu können.
Die Landwirte hoffen und brauchen einen satten Regen. Sollte dieser kommen, so könnte ein weiterer Grasschnitt gelingen, um es im Winter an das Vieh zu verfüttern. Das Zeitfenster wird aber immer enger. Auch von einem trockenen Herbstanfang ist bereits die Rede.
Dogan Malicki