Rückblick: Es ist Anfang Januar 2018. Bei einer Informationsveranstaltung der CSP ist die Patronage in Kelmis voller Menschen. Der Grund: Ein privates Bergbauunternehmen wollte auf und um dem Gemeindegebiet Kelmis Probebohrungen vornehmen. Es ging um Seltene Erden. Zusammengekommen waren Professoren, Vertreter des Bergbauunternehmens und Vertreter der Bevölkerung. Das Thema wurde kontrovers diskutiert. Es wurde abgewogen, welche Vor- und Nachteile das potenzielle Vorhaben mit sich tragen könnte.
Einige Tage nach der Informationsveranstaltung gab der ehemalige wallonische Umweltminister Carlo Di Antonio (damals CDH) bekannt, dass das Genehmigungsverfahren für das Bergbauunternehmen eingestellt wurde. Das Thema der Wiederaufnahme des Bergbaus in Kelmis war demnach vom Tisch - fürs Erste.
Unabhängigkeit bei Rohstoffen
Mittlerweile sind rund viereinhalb Jahre vergangen. Einiges hat sich verändert. Unter anderem die aktuellen geopolitischen Verhältnisse. Diese haben auf europäischer Ebene zum Umdenken geführt. Stichwort: Unabhängigkeit bei Ressourcen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie realistisch das Szenario der Wiederbelebung des Bergbaus zum jetzigen Zeitpunkt ist.
Die Gesetzestexte der wallonischen Region zum Minenbau stammen aus der Zeit Napoleons. Sie sind auf die heutigen Verhältnisse nicht mehr anzuwenden. Ein neuer Gesetzesentwurf zum Minenbau wird momentan von der wallonischen Regierung ausgearbeitet und soll bis spätestens 2024 verabschiedet werden. Dass die neuen Gesetzestexte ein generelles Verbot des Bergbaus auf dem Gebiet der Wallonischen Region vorsehen, ist sehr unwahrscheinlich. Aus juristischer Sicht wird es demnach höchstwahrscheinlich möglich sein, in Zukunft nach Seltenen Erden schürfen zu können. Die Frage ist nur: unter welchen Bedingungen?
Sollte es zu einer Wiederaufnahme des Bergbaus in Kelmis kommen, so bestünde die Gefahr, dass die Gemeinde nicht mehr ihr eigenes Wasser aufbereiten könnte, da die Brunnen der Gemeinde stillgelegt werden müssten. Durch den Bergbau würde man ebenfalls massiv in die Natur eingreifen. Zwei Aspekte, die den Kelmiser Bürgermeister Luc Frank sehr beunruhigen.
Einstein-Teleskop
Auch steht dem potenziellen Bergbau das Projekt des "Einstein-Teleskops" gegenüber. Ein Riesenprojekt, bei dem hochempfindliche Messgeräte im Boden eingelassen werden. Die Euregio ist dafür sehr gut geeignet - aber nur ohne Bergbau. "Und dieses Projekt des Einstein-Teleskops - da geht es ja darum, die Gravitations-Theorie von Einstein zu belegen - steht im absoluten Widerspruch mit dem Abbau von Zink-Erz, da keine Vibrationen in den Erden stattfinden dürfen. Im Moment gibt es zwei Standorte: Sardinien oder hier bei uns. Und die Europäische Kommission wird voraussichtlich 2023-2024 entscheiden, wo dieses Einstein-Teleskop hinkommt", sagt Luc Frank im BRF-Interview.
Bodenschätze für 4 Milliarden Euro
Der Bürgermeister betont jedoch auch, dass sich die geopolitische Lage stark im Gegensatz zum Jahr 2018 verändert habe. In diesem Zusammenhang sei auch die Frage nach Abhängigkeiten zunehmend größer geworden. Neben Gas und Öl gebe es noch weitere Ressourcen, die gebraucht würden, so zum Beispiel die Seltenen Erden. Geschätzter Wert der Vorkommnisse in und um der Region Kelmis: vier Milliarden Euro: "Es geht ja um die Seltenen Erden und damit gemeint sind dann auch Autobatterien, Elektromobilität oder Handys. 2018 gab es da auch schon die Diskussion, dass man auf der einen Seite nicht einfach sagen kann, dass wir alle ein Handy haben wollen und dafür die Kinder in Afrika schürfen gehen. Das funktioniert nicht, denn man muss sich am Ende des Tages ja auch selbst im Spiegel anschauen können."
Keine lokale Entscheidung
Eine einfache Entscheidung in diesem Fall gibt es nicht. Ob der Bergbau in Zukunft wiederaufgenommen wird, wird aber nicht in Kelmis oder den betroffenen Regionen entschieden, sondern in Namur. Aus diesem Grund ist es für den Kelmiser Bürgermeister sehr wichtig aufzuklären: "Auf der kleinen politischen Ebene haben wir sensibilisiert. Wir haben alle Nachbarn der Euregio sensibilisiert. Wir haben auch die Deutschsprachige Gemeinschaft sensibilisiert, weil das betroffene Gebiet geht ja über Kelmis hinaus. Betroffen sind ebenfalls Lontzen, Raeren, Eupen, Welkenraedt und es geht weiter bis Baelen und Limbourg. Also ein riesiges Gebiet."
Ob es in Kelmis und der Umgebung zu einer Wiederbelebung des Bergbaus kommen könnte, bleibt offen. Klar ist, dass die aktuelle geopolitische Lage dazu führt, dass das Bestreben nach der Autonomie bei Ressourcen immer wichtiger wird. Auf der anderen Seite steht jedoch das Bemühen, die Erde weniger auszubeuten, damit sie auch in Zukunft bewohnbar bleibt.
Dogan Malicki
Und wenn dann die ersten Risse an und in den Häusern auftreten, dann ist es keiner gewesen.....
Kennt man aus Alsdorf, damals Bergbauschäden an sehr vielen Häusern