"Wie der Landwirt betroffen ist, hängt von der Anzahl der Niederschläge ab. Für Ostbelgien kann man nicht von einer Niederschlagsregion sprechen", so Ingrid Mertes, die Geschäftsführerin des Bauernbunds Ostbelgien. "Ich würde für dieses Jahr sagen, dass es im Süden Ostbelgiens, also in Burg-Reuland und in St. Vith, wenig Niederschläge gegeben hat. Aber auch in Eupen hat es zu wenig Niederschläge gegeben. In der Mitte Ostbelgiens hat es aber etwas mehr geregnet. Das hat sich auch bemerkbar gemacht."
Dass es in den Gemeinden Bütgenbach oder Büllingen mehr geregnet hat, wird dadurch bemerkbar, dass die Landwirte bereits einen dritten Grasschnitt eingefahren haben. Viele ostbelgische Landwirte konnten bisher nur zwei Mal ihre Wiesen schneiden. Das Einfahren des Grases ist wichtig. Es wird gelagert, um es später an das Vieh zu verfüttern.
Laut Ingrid Mertes ist es in unserer gesamten Region viel zu trocken. Oft befinden sich die Landwirte in einer ausweglosen Situation. "Was machen Sie zu Hause mit Ihrem Garten? Sie stellen sich die Frage, ob Sie nun das Wasser dafür nutzen, um diesen zu bewässern, oder Sie lassen den Rasen austrocknen. Beim Bauern stellt sich die Frage nicht. Er muss seine Felder austrocknen lassen."
Nun ist Feld nicht gleich Feld. Grasflächen können sich in der Regel gut und schnell erholen, sofern das Wetter es zulässt. Für viele Bauern ist der jetzige dritte Grasschnitt jedoch unbrauchbar. Wie der vierte Grasschnitt aussehen wird, hängt vom kommenden Wetter ab.
Neben der Grasfläche gibt es auch den Acker. In Ostbelgien sind rund 10 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Äcker. Auf diesen werden beispielsweise Getreide oder Mais angepflanzt. Aufgrund der anhaltenden Dürre haben viele ostbelgische Landwirte bereits unwiederbringliche Verluste erlitten.
Mit Blick auf den Winter sagt Ingrid Mertes: "Viele Bauern haben noch Reserven aus dem letzten Jahr. Diese sind auch wichtig, um die Einbußen aus diesem Jahr kompensieren zu können. Da kommt es nun auf die individuelle Situation an, ob die Reserven aus dem letzten Jahr und der diesjährige Grasschnitt für den kommenden Winter reichen."
Landwirte arbeiten mit und von der Natur. Sie tragen also ein hohes Risiko. Fallen die Grasernten schlecht aus, so kann es vorkommen, dass Futter für den Winter nachgekauft werden muss. Dies kann Landwirte schnell vor finanzielle Probleme stellen. "Die wenigsten Betriebe sind versichert. Wir haben in Ostbelgien rund 90 Prozent Grasland und das wird in der Regel nicht versichert."
Der dritte Grasschnitt ist für viele ostbelgische Landwirte unbrauchbar. Hoffentlich lässt die zukünftige Wetterlage einen saftig-grünen vierten Grasschnitt für die ostbelgischen Landwirte zu.
Dogan Malicki