Der Fichtenwald im Büllinger Wald, zwischen Rocherath und Mürringen, ist eine reine Monokultur. Während der Begehung fällt ab und zu die Bezeichnung Baumplantage. Hauptförster Reiner Maraite erklärt, wie es um solche Wälder steht.
"Die Kronenmasse reduziert sich immer weiter. Die Bäume haben Trockenstress. Die schaffen es nicht mehr, die grünen Nadeln zu halten. Die verlieren ständig Nadeln. Es wird immer lichter in unseren Beständen. Dadurch kommt noch mehr Sonne an den Boden und der heizt wiederum auf. Die Austrocknung geht dann schneller voran. Das ist so eine Abwärtsspirale."
Perfekte Bedingungen für den Borkenkäfer
Da spielt auch die aktuelle Dürreperiode eine Rolle - perfekte Bedingungen für den Borkenkäfer: Mit der Hitze verkürzt sich die Entwicklungsdauer der Insekten. Forstamtsleiter Christophe Pankert rechnet in diesem Jahr mit bis zu drei Generationen. Alleine ein Weibchen könne dann mehr als 200.000 Nachkommen zeugen.
"Das ist das, was wir jetzt konkret für den Herbst und das kommende Jahr befürchten. Dass einmal die Altschäden, in Verbindung mit einer hohen Population und für die Käferpopulation günstigen Wetterverhältnissen zu einer Massenvermehrung und heftigen Schäden führt. "Leider sind solche Belastungsphasen keine Ausnahme mehr. Im Gegenteil. "Wir sind ohnehin seit Jahren in einem gewissen Krisenmodus. Sturmschäden, Käfer, Schneebruch. Im Anschluss wieder Käferschäden. Das ist einfach wieder verbunden ohnehin mit sehr einförmigen, einschichtigen Nadelholzbeständen."
Situation für die Fichte problematisch
In ihrer aktuellen Bewirtschaftungsform wird es für die Fichte problematisch, so Christophe Pankert. Früher waren die hiesigen Bedingungen für die Fichte vorteilhaft. Das sind sie bedingt durch den Klimawandel jedoch bei Weitem nicht mehr - auch wenn die Höhenlage die ein oder andere Tendenz noch kompensieren kann.
Doch der Blick nach Deutschland zeigt: Es braucht nicht lange, bis ein ganzer Wald absterben kann. "Dass innerhalb von fünf Jahren, zumindest bezogen auf die Fichte, ein Gebiet komplett entwaldet sein kann."
Umbau des Waldes erforderlich
In einer anderen Waldstelle fällt auf, dass die Fichten mehr Grün tragen. Zwischen den Fichten stehen noch andere Bäume, in diesem Fall Laubbäume, der Waldboden ist mit Sträuchern bedeckt. "Wir müssen den Wald umbauen. Wir brauchen Mischwald. Wir brauchen resiliente Baumarten. Die Fichte ist keine resiliente Baumart und das hat sich gezeigt."
Selbst wenn die Fichte in unseren Höhenlagen und der aktuellen Bewirtschaftungsform noch 50, 60 oder 70 Jahre überleben könnte - für Christophe Pankert und Reiner Maraite müssen die Lösungen jetzt her: Wälder verjüngen, Mischwälder anlegen. Auch wenn das nicht jedes Problem lösen wird - es wäre ein wichtiger Schritt. "In der Umsetzung sind wir noch nicht soweit, weil erst noch ganz viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Denn es gibt in Forstkreisen, beziehungsweise in Kreisen, die da gerne mit reinreden, immer noch die Vorstellung, dass das alles irgendwie weitergehen kann und dass sich das auch nicht ändern darf, weil das gerade eigentlich nicht passt."
Es wird nicht genügend in den Wald investiert, konstatieren die beiden. Vielleicht fehle dazu der politische Mut. "Nur muss man sich dann auch dazu durchringen. Man muss auf Ebene der Entscheidungsträger und derjenigen, die die Gelder zur Verfügung stellen, das auch angehen - und zwar nicht punktuell, sondern wirklich auf breiter Fläche. Denn so schnell wie das voranschreitet, hilft uns kleckern nicht weiter. Es muss geklotzt werden."
Ein klarer Appell im Namen des Waldes. Der kann nicht rufen, wenn es ihm schlecht geht - sodass Gesellschaft und Politik umso mehr gefordert sind.
Andreas Lejeune