Hof-Musik auf der Burg in Reuland, Marktstände mit altertümlichem Handwerk, getrunken wird aus Tonkrügen: Viel mehr Mittelalter-Kulisse geht nicht. Die Markt-Leute sind natürlich auch zeitgemäß angezogen. Darunter Carolan Lieb, verkleidet als Herold, im Mittelalter war das so etwas wie ein Diplomat. Er hat den Markt hier in Burg-Reuland organisiert.
„Das war vor Jahren ein Freund, der mir Burgen hier gezeigt hat. Und in Burg-Reuland habe ich mich sofort verliebt. Wir wollten dann 2020 schon was machen, aber dann kam die große Pest-Welle, sie ist zwar nicht ganz vorbei, aber man darf wieder etwas machen und wir fühlen uns wohl hier.“
Über 20 Mittelalter-Märkte veranstaltet Carolan Lieb in diesem Jahr wieder, meistens im Raum des alten Lothringens - dazu gehörte einst auch Ostbelgien. Der Markt auf der Burg in Reuland ist kleiner als die meisten Mittelalter-Märkte. Aber die besten Marktstände seien dabei.
„Wir haben zum Beispiel einen Graveur: Davon gibt es nur einen in der Mittelalterszene und der ist hier. Wir haben Korbflechter, Gewand-Schneiderei, Töpferei, Lederer, wo man Taschen gestalten lassen kann. Das sind dann Unikate. Das schätzen die Besucher.“
Für jeden, groß und klein, soll etwas dabei sein… Viele Kinder drehen eine Runde nach der anderen auf dem Kurbelrad - eine Art Riesenrad, das aber per Hand angekurbelt wird.
Manche testen auch ihr Geschick bei den Handwerkern. „Wir bieten hier Korb-und Flechtwaren an mit Kinderprogramm: Die können Körbchen flechten. Wir reisen im süddeutschen Raum und wir hatten zwei Jahre keine Einnahmen, aber dieses Jahr über 20 Events, bis Bayern runter.“
Es scheint, als würden Mittelaltermärkte - nach zwei Jahren Corona-Pest - wieder boomen. Neben Neugierigen aus Ostbelgien sind auch Besucher von weiter her gekommen - inklusive Mittelalter-Kostüm. „Ich finde die Atmosphäre ist total schön. Wir kommen aus dem Raum Trier. Wir haben geschaut, wo am Wochenende ein Mittelaltermarkt ist und den hier in Reuland gesehen und gesagt: Da fahren wir hin!", sagt ein Besucher.
„Mich verkleiden ist meine Lieblingsfreizeitbeschäftigung, auch bei Anime-Cons und Game-Con. Hier ist eine gute Atmosphäre und es ist einfach eine tolle Beschäftigung", sagt ein weiterer Besucher.
Die Verkleidung ist aber kein Muss. Auch die Gäste aus dem 21. Jahrhundert amüsieren sich bei Kirschbier aus Trinkhörnern oder beim Bogenschießen.
Carolan Lieb ist zufrieden mit der aktuellen Nachfrage nach Mittelalter-Märkten. „Es hat sich auch das Gedankliche geändert, dass viele 'back to the roots' wollen: Auch wegen der Kultur, die Gaukler und die Handwerker, die auch finanziert werden müssen und davon leben.“
Die erste Ausgabe in Burg-Reuland war jedenfalls ein voller Erfolg. Aussteller und Besucher würden sich freuen, wenn das Mittelalter im nächsten Jahr wieder zurück kommt.
Raffaela Schaus