Termin in der Zeitarbeitsagentur Randstad in Eupen. Arbeit gibt es hier genug. Seit der Corona-Krise spitzt sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt stets weiter zu. Grund genug, für die Arbeitsagenturen in die Offensive zu gehen. Selbst vor Abwerbungen schrecken sie nicht zurück. Sie werden zu Headhuntern auf allen Kanälen.
Von Social Media bis hin zur direkten Ansprache ist alles dabei. "Ja, über Linkedin jeden Tag - und jede Nacht auch", bestätigt Randstad-Managerin Catherine Warland. "Wir sagen, ok, dieser Lebenslauf interessiert uns und wir senden direkt eine E-Mail und einen Kontakt, und wir haben sehr gute Reaktionen für diese Profile."

Erfolgreich war die Agentur auch bei Anaëlle Roemans. Die 25-Jährige konnte nach ihrem Masterabschluss zwischen verschiedenen Jobs wählen. Die Ketteniser Niederlassung von AstenJohnson machte dann das Rennen.
Vor allem der Nachhaltigkeitsanspruch des Unternehmens hat Anaëlle überzeugt. "Ich habe vorher auf der Website gelesen und dann habe ich gedacht, da kann man was machen. Dann bin ich hier her gekommen", erzählt sie. "Und man hat mich nicht nur nach meinen Fähigkeiten gefragt. Man hat gefragt, wo wohnst du. Man hat auch über Massagen gesprochen. Die Kollegen sind direkt zu mir gekommen und ich habe mich direkt gut gefühlt. Diese ganze Atmosphäre war sehr wichtig."
Tatsächlich wirbt das Unternehmen mit einem ganzen Leistungspaket: Von Gesundheitsversorgung über Stipendienprogramme bis hin zum Wellness-Angebot wird viel versucht, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.
"Wir arbeiten auch dran, dass die Mitarbeiter motiviert bleiben", erklärt Mélanie Defaaz, Personalleiterin bei AstenJohnson für Europa und Asien. "Wir versuchen auch, verschiedene Lösungen zu finden, um die Abwesenheitsrate zu reduzieren. Zum Beispiel mit Aktionen, die mit dem Wohlbefinden zu tun haben. Wir fokussieren unsere Energie auf unsere Mitarbeiter. Jeder Mitarbeiter hat Wert. Jeder Mitarbeiter ist wichtig. Wir brauchen unsere Mitarbeiter, um unser Geschäft zu leiten."
Die Arbeit nicht bloß nur zum Geldverdienen, sondern als Möglichkeit, sich zu entfalten. Hinzu kommt das Gleichgewicht zwischen Job und Privatleben. Alles Faktoren, die für Anaëlle wichtig sind. Und nicht nur für sie. "Es gibt Firmen, die verstehen noch nicht, dass es für junge Leute wichtig ist. Wir haben über die Work-Life-Balance gesprochen. Das ist auch sehr wichtig für die jungen Leute jetzt. Und etwas bewegen in der Welt. Wir möchten nicht nur arbeiten und dann nach Hause gehen. Wir möchten etwas machen, was wir mögen", sagt sie. "Ob alle Unternehmen das nicht verstehen, kann ich nicht sagen. Meine Erfahrung ist aber, dass es nicht alle verstehen. Ein paar ja, aber nicht alle."

So konnte Anaëlle Roemans in nur zwei Jahren in eine leitende Funktion aufsteigen. Im August wechselt sie ihren Standort: Von Eupen geht es als Verantwortliche im Bereich Nachhaltigkeit in die USA nach New Hampshire.
Derweil geht der Kampf um die Mitarbeiter in der Eupener Zeitarbeitsagentur Randstad weiter. Jede Woche werden 500 freie Stellen vermittelt. Jeder Tag ist eine Herausforderung. "Es gibt viel Angebot, aber weniger Talente", sagt Catherine Warland. "Das heißt, wir haben Schwierigkeiten, Leute zu finden."
Hinzu kommt: Es gilt nicht nur Leute zu finden, sondern auch zu halten. Das Schaulaufen der Unternehmen ist in vollem Gange.
Michelle Kämpfer, Jana Singer, Christopher Pinter und Saskia Winkeler (Media&Me)