Eines vorweg: Aktuell gibt es mehr freie Jobs als Bewerber. Und die Situation wird sich weiter zuspitzen. Im Jahr 2025 rücken auf 100 Rentner nur 40 junge Menschen auf den Arbeitsmarkt nach. Jugendliche, die auf Jobsuche sind, haben damit jetzt schon die Qual der Wahl. "Aus Sicht der Jugendlichen, die jetzt in ihr Berufsleben starten wollen, muss man sagen, dass es wirklich sehr gute Voraussetzungen im Moment sind", bestätigt Sabine Herzet, Direktorin des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft. "Es ist so, dass wirklich sehr viele offene Stellen da sind und nahezu alle Arbeitgeber in nahezu allen Sektoren wirklich auch Schwierigkeiten haben, passende Mitarbeiter zu finden."
Dabei wird die Liste der Mangelberufe jedes Jahr länger. Mittlerweile gehören mehr als 50 Berufe dazu. "Eine ganze Reihe von Handwerksberufen, die Pflege, auch die öffentliche Verwaltung - das sind Bereiche, wo Personen dringend gesucht werden. Es ist aber so, dass es sich durch alle Sektoren durchzieht", so Herzet.
Eine Umfrage unter Abiturienten im Mai hat ergeben: 70 Prozent peilen ein Studium an, 13 Prozent wollen eine Lehre machen. Weitere 13 Prozent planen den direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt. Fünf Prozent gönnen sich eine Auszeit. "Wenn man sich dann anguckt, in welchen Bereichen eine Ausbildung oder ein Studium gemacht werden soll, ist es so, dass es sich doch sehr gut mit den Bereichen deckt, wo wirklich auch Mitarbeiter gesucht werden. Das ist sehr, sehr stark im sozialen Bereich und im Gesundheitsbereich. Das steht jetzt zum Beispiel bei den Studien auf Platz eins. Genauso wie bei den angestrebten Lehrberufen."
Einmal das Ausbildungsdiplom oder den Studienabschluss in der Tasche, dauert es im Durchschnitt drei Monate bis zum ersten, festen Job. "Die am schnellsten einen Job bekommen, sind die, die eine Lehre gemacht haben. Da dauert es in der Regel nur 1,7 Monate", weiß Herzet. "Dicht dahinter sind die Leute mit einem Bachelor-Abschluss. Da sieht man, dass die Leute mit einer Lehre exzellente Jobchancen haben."
Trotzdem sind immer noch 8,6 Prozent der Jugendlichen in der DG arbeitslos gemeldet. Das ist im Vergleich zur Wallonie mit einer Quote von mehr als 28 Prozent ein niedriger Stand. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Was ist aber der beste Weg für einen erfolgreichen Start in den Beruf? "Ich denke, wichtig ist, dass man sich für eine Richtung entscheidet, die einen interessiert und die den Neigungen entspricht. Sollte ein junger Mensch ein bisschen zögern und nicht wissen, wohin es geht: Es gibt auch Angebote verschiedener Träger zur Berufsorientierung. Und das andere ist, dass Ostbelgien nicht nur ein toller Platz zum Wohnen, sondern auch zum Arbeiten ist."
Die Direktorin des Arbeitsamtes wird somit auch zur Botschafterin für den Standort Deutschsprachige Gemeinschaft. Ob es gelingen wird, auch in Zukunft genug junge Menschen für Ostbelgien zu gewinnen, bleibt abzuwarten.
Julie Petit, Marie Altpeter und Jeremy Johnson (Media&Me)