Die Bilder der verheerenden Milchstreiks haben wir noch alle vor Augen: Landwirte kippen ihre hart erarbeitete Milch einfach weg. Damit wollten sie die Öffentlichkeit auf die Milchpreis-Problematik aufmerksam machen.
Für einen fairen Milchpreis, der den Milchbetrieben das Überleben sichert, gingen die Landwirte letztes Jahr auch mehrmals auf die Straße. Im Jahr 2009 war der Milchpreis stark gefallen.
Seitdem hat sich einiges getan und EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos hat letzte Woche eine neue Note vorgelegt. Darin ruft er die Landwirte auf, ihre Kräfte zu bündeln und sich zu vereinen, um mehr Gewicht zu haben gegenüber den Molkereien und den großen Handelskonzernen.
Wir sprachen mit Erwin Schöpges von der Milcherzeugerinteressengemeinschaft MIG. Sein Fazit: Es hat sich etwas getan - aber nicht genug. Diese Woche sind Protestaktionen geplant.
Einzelheiten der Ciolos-Note
Die Vorschläge, die der EU-Agrarkommissar am 9. Dezember vorlegte, sehen unter anderem Zusammenschlüsse in Erzeugerorganisationen und schriftliche Verträge zwischen Erzeugern und Verarbeitern von Milch vor. Sie gelten aber nicht für jene, die bisher schon in Genossenschaften organisiert sind. Ciolos begründete dies damit, dass die Mitglieder der Milchgenossenschaften - die EU-weit 58 Prozent der Milch herstellen - schon bisher deutlich mehr Gewicht auf dem Markt haben als Bauern, die als Einzelpersonen verkaufen.
Sofort umstritten war Ciolos Vorschlag, wonach die Erzeugerorganisationen 3,5 Prozent der europäischen und 33 Prozent der nationalen Erzeugung nicht überschreiten dürfen. EU-Parlament und Ministerrat müssen 2011 über die Vorschläge abstimmen. Mit 3,5 Prozent hätten die Landwirte keine Marktmacht, sagte Erwin Schöpges.
Der europäische Dachverband der Milcherzeuger (European Milk Board/EMB) kritisierte, die Obergrenzen für Erzeugergemeinschaften seien viel zu niedrig. Große Molkereikonzerne kontrollierten bereits 6,5 beziehungsweise 8,8 Prozent des europäischen Marktes und dürften ungehindert weiterwachsen.
- EU-Abgeordnete Tarabella und Grosch besuchen Molkerei Walhorn (Video vom 30. November)
brf/dpa/alk/km - Archivbild belga