Mario Jates ist einer von drei ausgebildeten Biersommeliers in Belgien. Die Weltmeisterschaft wird alle zwei Jahre von der Doemens-Akademie veranstaltet, einem Ausbildungsunternehmen für die Brau- und Getränkeindustrie mit Sitz in München.
Wie ein Weinsommelier berät auch der Biersommelier den Kunden bei der Auswahl. Er erklärt die Herstellung, schätzt Geschmack und Qualität des Biers ein und er hilft bei der Auswahl des Bieres zu einem bestimmten Gericht. In der Gastronomie stellt er die Bierkarte zusammen, ist für den Biereinkauf zuständig und achtet auf die richtige Lagerung und Trinktemperatur.
Zu jeden Gericht gibt es das passende Bier, erklärt Mario Jates. "Beim Bier hat man ein viel breiteres Spektrum an Geschmäckern und Aromen, weil man mehr Zutaten in einem Bier hat. Beim Wein ist es eben die Traube, die ausschlaggebend ist, vielleicht noch der Ausbau in einem Fass und dann noch der Jahrgang."
"Beim Bier kann man dagegen über die verschiedenen Zutaten alles steuern. Übers Malz kann man die Süße bestimmen und den Röstgrad. Man kann über den Hopfen die Fruchtigkeit steuern, das Bittere steuern. Es können florale Noten auftreten, blumige oder fruchtige. Und dann kann man über die Hefen auch noch mal viel steuern. Da ist die Bandbreite sehr viel größer und man hat sehr viel mehr Auswahlmöglichkeiten beim Bier."
18 Nationen
Bei der Biersommelier-WM gibt es eine Vorrunde, in der sich die Teilnehmer aus den verschiedenen Nationen präsentieren. Bei der letzten Ausgabe waren Vertreter aus 18 Ländern dabei. Es werden Theoriefragen rund ums Bier gestellt, dann werden zehn Proben verkostet. Dabei müssen zum Beispiel Fehlaromen erkannt und Bierstile zugeordnet werden.
Im Finale müssen sich die Kandidaten dann als echte Kenner beweisen. "Im Finale kriegt man ein Bier zugelost, da kann man sich also nicht vorbereiten. Man weiß erst auf der Bühne, welches Bier das sein wird. Und da muss man dann tatsächlich innerhalb von fünf Minuten zum Bier etwas sagen, zur Brauerei im Idealfall, zum Bier-Stil", erklärt Mario Jates.
"Dann muss man das Bier natürlich verkosten vor Publikum, erklären, was man riecht, was man schmeckt und dann auch noch eine Speise-Empfehlung dazu abgeben. Die Jury trinkt das gleiche Bier - man sollte dann auch schon das treffen, was die Jurymitglieder auch schmecken und riechen - in fünf Minuten schön verpackt präsentieren und die Jury überzeugen, dass man der Beste ist."
Mario Jates glaubt nicht, dass er große Chancen auf das Finale hat. Er sieht die Teilnahme in erster Linie als eine Art Weiterbildung und Austausch, bei dem er viel lernen kann.
Regionales Bier
Einen speziellen Geheimtipp hat Mario Jates nicht. "Ich sage immer: probieren. Einfach das Bier mal mitnehmen, was man noch nicht kennt. Oder vielleicht auch in der Kneipe fragen: Kann ich davon ein halbes Bier haben? Oder einfach den Kellner fragen. Wenn man Glück hat, kriegt man eine kurze Erklärung dazu."
"Wer Bier mag, sollte auch die regionalen Biere mal alle probieren. Wir haben ja in Ostbelgien das Glück, dass wir mittlerweile sechs oder sieben Brauereien haben beziehungsweise Menschen, die ihr eigenes Bier herstellen."
"Die Auswahl ist groß und man sollte eben auch über den Tellerrand hinausschauen und nicht einfach sagen: Ich mag das Bier aus dem oder dem Land nicht, sondern einfach wieder immer wieder neu probieren. Der Geschmack verändert sich auch mit den Jahren. Mein Tipp ist also: offen sein."
cd/jp/km