"Dieses Jahr ist es amtlich - ein Bruterfolg ist zu verzeichnen an der Friedenskirche in Eupen!" Gerhard Reuter von der Naturschutzvereinigung Aves Ostkantone hört man die Begeisterung an, wenn er vom Falken-Nachwuchs berichtet. Im Moment muss man Glück haben, um einen Blick auf die Tiere werfen zu können. Denn nur noch selten steuert die Wanderfalken-Familie die Brutstelle an der Friedenskirche an.
Insgesamt drei kleine Falken sind vor einigen Wochen geschlüpft, doch so klein sind die gar nicht mehr. Sie sind bereits flügge. "Womöglich hat der ein oder andere Passant das auch mitbekommen. Das ist eine sehr aktive Phase. Die Jungvögel werden von den Altvögeln gelockt, die Brutstelle zu verlassen. Jetzt sind sie in der Luft und lernen das eigenständige Jagen von Beute."
Das Wanderfalken-Pärchen hat schon mehrere Stationen in Eupen hinter sich. Letztes Jahr noch hatte es seine Bleibe in der Kirche St. Josef in der Eupener Unterstadt. Dort wurde es aber von einem Uhu verjagt. Umso schöner, dass die neue Bleibe direkt von Erfolg gekrönt wurde.
Allerdings werden sich die Eupener von den Jungtieren schon bald verabschieden müssen. "Das ist in der Natur so: Die Eltern vertreiben die Jungen aus dem eigenen Territorium. Die Jungtiere müssen selber gucken, wo sie unterkommen", erklärt Reuter. "Das bedeutet nicht, dass sie weit weg müssen. Es gibt eventuell benachbarte Stellen, wo die Jungen vielleicht schon nächstes Jahr brüten könnten."
Das kann wieder ein Kirchturm sein, ein anderes hohes Gebäude oder aber - auch sehr beliebt - Autobahnbrücken. "Die natürlichen Nistplätze sind Felswände. Der Wanderfalke sieht aber diese künstlichen Bauwerke genauso wie eine Felswand. Den Wanderfalken sagen sie durchaus zu."
Während die Population des Wanderfalkens, des Rotmilans und auch des Uhus in der Region zunimmt, gibt es auch Greifvogelarten, die nicht mehr ganz so zahlreich in Ostbelgien vertreten sind. "Wo wir einen kleinen Rückgang zu verzeichnen haben, ist der Mäusebussard - das war mal der häufigste Greif", weiß Gerhard Reuter. "Über die Ursachen sind wir uns noch nicht ganz im Klaren. Dieses Jahr machen ihm wahrscheinlich die wenigen Mäuse auf den Feldern zu schaffen."
Keine Mäuse, sondern Tauben sollte der Wanderfalke in der Eupener Innenstadt jagen. Auf natürliche Weise sollte so das Tauben-Problem in der Innenstadt bekämpft werden. Mit Erfolg? "Es wird bestätigt, dass sich die Situation schon entspannt hat. Auch an der Brutstätte finden wir viele Beutereste - auch von Tauben. Und das war ja auch das Anliegen der Stadt Eupen, als sie uns kontaktiert hat."
Einmal eine passende Brutstätte gefunden, bleiben Wanderfalken dieser treu. Die Altvögel werden also auch nächstes Jahr wieder zur Brutzeit im Frühjahr die Eupener Friedenskirche ansteuern und sich dort um neuen Nachwuchs kümmern.
Lena Orban
Mit den belgischen Ornithologen und der Stadt Eupen besteht gute Zusammenarbeit und wir sind froh, dass diese schöne und wilde Vögel bei uns im Friedensturm brüten.