Ein Haufen aufgeregter Kinder und das Telefon steht nicht still. Vor allem morgens bedeutet das in der Kita Johanniterstraße in Aachen viel Stress. Vielen anderen Kitas geht es ähnlich - vor allem der Kontakt mit den Eltern leidet. Die Stadt Aachen will das Problem jetzt digital mit dem Kita-Kompass lösen. Die App soll vor allem die Kommunikation mit den Eltern und die Planung von Projekten einfacher machen.
Der Kita-Kompass trägt aber auch stark zur Inklusion bei, sagt Beate Träger von der Abteilung für Kindertagesstätten und Kindertagespflege in Aachen. "Ich glaube, viele Eltern scheuen das Telefon und gehen auch an Aushängen einfach vorbei. Das sind vor allem Eltern, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, aber auch die, die mit Schriftsprache Berührungsprobleme haben; Handys sind einfach in allen Familien zu finden. Da ist die Hemmschwelle sehr gering und die Kommunikation wird da sehr gerne genutzt."
Ist ein Kind zum Beispiel krank, kann es einfach über die App abgemeldet werden und niemand muss unnötig zum Hörer greifen. Die Idee hinter dem Projekt ist nicht neu - bereits vor einigen Jahren war so eine App schon einmal im Gespräch. Damals gab es jedoch die Befürchtung, dass der zwischenmenschliche Kontakt abbrechen könnte. Diese Sorge ist unbegründet, sagt Kita-Leiterin Christina Haupt. Ihre Kita in der Johanniterstraße ist eine von drei Pilot-Kitas, die die App schon vorab testen dürfen. "Die Eltern kommen tagtäglich ins Haus, sie bringen die Kinder und holen sie auch ab. Dementsprechend wird der Kontakt von den Kolleginnen auch gepflegt. Elterngespräche und alles andere werden weiterhin angesetzt, damit wir die Möglichkeit haben, uns auch mit den Eltern zusammenzusetzen und zu kommunizieren. Denn es geht ja auch um die Kinder."
Die App ist einfach zu handhaben und mit der jeweiligen Kita verbunden. Der Schutz der Kinder ist auch gewährleistet - nur Angehörige der Kita haben einen Zugang zu den aktuellen Informationen. Die Kitas nutzen das Angebot gerne, um Elternbriefe zu verteilen - während der Corona-Pandemie war es aber auch ein wichtiges Hilfsmittel, um Eltern über neue Regeln zu informieren.
Das kann die App
Der Kita-Kompass befindet sich noch im Wandel. Er hat aber jetzt schon viele wichtige Funktionen, die den Kita-Alltag erleichtern, sagt Christina Krüger - sie leitet das Projekt Kita-Kompass. "Die App verteilt aktuelle und allgemeine Informationen an die Eltern. Termine können übermittelt werden, Umfragen können durchgeführt werden. Es gibt noch ein Betreuungsmodul zusätzlich - über das können Eltern zusätzlichen Betreuungsbedarf kommunizieren oder mit anderen Eltern Vereinbarungen treffen und die Kita wird automatisch darüber informiert, dass das Kind heute von einer anderen berechtigten Person abgeholt wird. Die dritte Funktion dreht sich um Sport- und Bildungsangebote. Da können auch externe Anbieter Angebote einstellen, die in der gesamten Region für alle Nutzerinnen und Nutzer sichtbar sind."
Die Resonanz in dem Pilotprojekt ist groß - aktuell gibt es 250 Kinder zu betreuen. 180 Erziehungsberechtigte nutzen den Kita-Kompass schon. In den nächsten Jahren sollen dann auch alle anderen städtischen Kitas in die App eingebunden werden, um die Kinderbetreuung in Aachen nachhaltig zu verbessern.
Lindsay Ahn