Auf knapp 50 Seiten fasst der Wirtschafts- und Sozialrat die durchgeführte Studie mit Grafiken und Erklärungen zusammen. Knapp 2.000 Arbeitgeber aus der Region hat er angeschrieben. 391 haben am Ende geantwortet. Das ist eine Rücklaufquote von 20 Prozent, mit der der WSR sehr zufrieden ist.
Dass es einen Fachkräftemangel und auch einen Mangel an Führungspersonal gibt, ist zwar schon klar, aber die Studie verdeutlicht das nochmal, wie Ratssekretär Stephan Mathieu erklärt. 55 Prozent haben laut WSR geantwortet, dass es 'sehr schwierig' ist, Fachkräfte zu finden, 35 sprechen von 'schwierig'. "Also kann man ganz deutlich sagen, dass der Fachkräftemangel überall, in allen Branchen und bei allen Arbeitgebern ein sehr großes Problem ist", sagt Stephan Mathieu.
Mangel in allen Bereichen
Der Mangel an Fachkräften hat in den letzten Jahren stark zugenommen und das nicht nur im Handwerk, sondern in allen Bereichen. "Was das Bau- und Baunebengewerbe, das verarbeitende Gewerbe, das Gastgewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen angeht - in allen diesen Branchen ist herausgekommen, dass die überwiegende Mehrheit angegeben hat, dass sie nur sehr schwierig Fachkräfte finden. Das untermauert, dass der Fachkräftemangel wirklich präsent ist in allen Wirtschaftszweigen", sagt Mike Leusch, der für die Auswertung der Zahlen bei der Umfrage zuständig war.
Dabei gibt die Studie nur einen kleinen Einblick in die Realität des Arbeitsmarktes. Fakt ist aber: Die Zahlen der Studie decken sich mit den Stellenanzeigen in den Wochenzeitungen und Jobbörsen.
Die Folgen des Fachkräftemangels für die Arbeitgeber können gravierend sein oder werden. So geben rund 63 Prozent der Arbeitgeber an, dass der Mangel zu einer Mehrarbeit bei der bestehenden Belegschaft führt. 45 Prozent geben an, Wachstumschancen nicht nutzen zu können. 42 Prozent müssen Aufträge im schlimmsten Fall ablehnen und 4,9 Prozent denken daran, ihren Betrieb an einen anderen Standort zu verlegen.
Das sind gravierende Zahlen und die Gravierendste fehlt da sogar noch: 17 Prozent der Arbeitgeber, die teilgenommen haben, verzichten durch den Fachkräftemangel auf Investitionen. "Hier droht natürlich die Gefahr, wenn man jetzt Investitionen nicht macht, dass man abgehängt wird von anderen, die es sehr wohl machen können", so Stephan Mathieu.
Unterstützung für Langzeitarbeitslose
Dementsprechend wichtig ist es, dass die Arbeitgeber ihre freien Stellen besetzen können. Das Ganze kann sonst im Extremfall die Situation nur noch weiter verschlimmern. Lösungsansätze sind da ganz wichtig.
Ein Lösungsansatz ist es, eben auch den Fokus auf die Personen zu legen, die Arbeit suchen und die Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt brauchen. Gemeint sind da beispielsweise Langzeitarbeitslose, Zuwanderer, ältere Arbeitnehmer. Ob die Arbeitgeber bereit sind, auch aus diesen Personenkreisen Arbeitnehmer einzustellen, hat der Wirtschafts- und Sozialrat auch nachgefragt.
Auch da gab es klare Antworten. "Da ist frappierend herausgekommen, dass unter diesen Zielgruppen gerade die Langzeitarbeitslosen, Arbeitnehmer und Arbeitssuchenden oft nicht oder weniger in Frage kommen als mögliche Kandidaten für eine freie, zu besetzende Stelle. Was uns im Umkehrschluss natürlich auch zu der Erkenntnis bringt, dass da ein ganz besonderer Unterstützungsbedarf vorhanden ist."
"Das wissen wir schon lange, aber hier ist es noch einmal ganz klar bestätigt, dass gerade die Zielgruppe der Langzeitarbeitslosen besonders unterstützt werden muss. Bei insbesondere Zuwanderern oder älteren arbeitslosen Arbeitssuchenden ist da deutlich mehr Potenzial, auch kurzfristig eine Stelle zu finden", erklärt WSR-Präsident Marc Niessen.
Die Studie wird jetzt im Fachkräftebündnis intensiv behandelt. Gemeinsam wird jetzt nach Lösungsansätzen gesucht. Wie schafft man es beispielsweise, dass eben genannte Gruppen besser von den Arbeitgebern wahrgenommen werden? Die Studie zeigt jedenfalls sehr deutlich, dass es Handlungsbedarf gibt. Ob man am Ende diesem Bedarf gerecht werden kann, ist eine andere Frage.
Alle Infos zum Fachkräftebarometer 2022 gibt es auf der Internetseite vom Wirtschafts- und Sozialrat.
Robin Emonts