Drei kleine Baggerlöcher auf einer Wiese an der Süsterfeldstraße in Aachen. Was auf den ersten Blick unspektakulär aussieht, lässt das Archäologenherz höher schlagen. Lange haben die Experten nicht graben müssen, sagt der Aachener Stadtarchäologe Andreas Schaub. Man wusste von der ungefähren Lage der antiken Straße. Aber gelohnt habe sich der Fund trotzdem. "An dieser Stelle ist besonders, dass wir eine schon bekannte römische Siedlung näher fassen können."
Die Freilegung hat aber nicht nur bestätigt, was schon bekannt war. Es sind auch neue Erkenntnisse ans Licht gekommen, erklärt der Archäologe. "Wir haben Reste einer mittelalterlichen Siedlung gefunden, die überhaupt nicht bekannt war. Das war ein Schmankerl oben drauf."
Was im Boden ist, wird im Boden bleiben
Eine gerade erst entdeckte mittelalterliche Siedlung, auf der jetzt ein riesiges Bürogebäude gebaut wird. Das muss doch für Archäologen für Verbitterung sorgen. Muss es nicht, erklärt Andreas Schaub. "Dadurch, dass diese Baumaßnahme nur sehr wenig in den Boden eingreift, geht auch nicht viel kaputt. Der Archäologe in mir findet es zwar schade, nicht mehr graben zu können, aber der Denkmalpfleger in mir ist sehr froh, dass ein Gebäude darüber gebaut wird, was ja schützt. Also was im Boden ist, wird auch künftig im Boden bleiben. In 80 oder 100 Jahren können dann die Kollegen nochmal graben."
Vielleicht finden die dann auch alte Hufeisen oder Tonscherben - zum Beispiel aus Raeren. Andreas Schaub zeigt, welche der gefunden Scherben aus Raeren stammen könnten und welche nicht. Sie landen jetzt im Archiv. Der aus Feuerstein bestehende Kiesweg der alten Römer, auf dem man jetzt noch einen Blick werfen kann, verschwindet bald schon unter dem Bürogebäude. Der Archäologe ist aber trotzdem zufrieden, da man mit fast schon chirurgisch kleinen Bodeneingriffen ein Maximum an neuen Erkenntnissen zur Geschichte Aachens erlangen konnte.
Manuel Zimmermann