Migration ist ein weltweites Phänomen: Nicht weniger als 42 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Armut. Viele Flüchtlinge finden Aufnahme in anderen Ländern ihres Kontinents, zum Beispiel innerhalb von Afrika. Nur ein kleiner Bruchteil schafft es nach Europa, ein Teil davon nach Belgien. Für das Jahr 2010 wird mit etwa 20.000 Asylanträgen im Land gerechnet. Davon führen nur 20 Prozent zu einem Aufenthaltsrecht.
Auch für Ostbelgien ist Migration mehr denn je ein Thema. Die Auffangzentren in Manderfeld und Eupen sind überfüllt. Das liegt nicht daran, dass immer mehr Menschen hierher kommen - sondern in erster Linie an der diffusen politischen und der schwierigen gesetzlichen Situation. Aufgrund der oft bis zu acht Jahre dauernden Verfahren sind die Flüchtlingsheime überfüllt. Mancher Zufluchtsuchende hat nicht einmal ein Dach über den Kopf.
Asylprojekt der DG
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist vor mehr als anderthalb Jahren ein Projekt ins Leben gerufen worden, das dabei hilft, die Asylproblematik koordiniert anzugehen. Die Gelder dazu kommen zu 50 Prozent aus dem Gemeinschaftshaushalt und zur anderen Hälfte aus dem europäischen Flüchtlingsfonds. Den Erstempfang finanziert die Stadt Eupen mit.
Kernpunkt des Projektes ist es, Angebote zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im neuen Lebensmilieu zu schaffen. So finden Beratungen zu Fragen des Bleiberechts statt, es werden Gruppengespräche und Treffpunkte zur Förderung von Bildung und Begegnung angeboten und auch eine psychologische Betreuung ist vorgesehen.
Gesamtkoordinatorin ist Tanja Mertens von Info-Asyl des Roten Kreuzes. Sie äußerte sich zur Halbzeit des auf drei Jahre angelegten Projektes überaus zufrieden. Einem großen Bedürfnis entsprach im Rahmen des Projektes auch die Schaffung eines Erstempfangs für Migranten. Angesiedelt ist er bei der Stadt Eupen. Einen wichtigen Pfeiler im Projekt bildet das Sozialpsychologische Zentrum, dessen Angebot sich zunächst an alle Menschen richtet, die in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wohnhaft sind. In den letzten Jahren nahmen die Anfragen mit Flüchtlingsproblematik zu.
Integration als Herausforderung
Die Verantwortlichen des Projekts Asylproblematik in der DG wollen ihren Weg weiter gehen und ihre Einflussmöglichkeiten nutzen, um ein bestmögliches Zusammenleben zu gestalten. Sie stellen fest, dass Integration ein Herausforderung ist. Falsch verstandene Toleranz dürfe nicht propagiert werden.
Von den Migranten müsse man bestimmte Dinge einfordern können. Wie etwa die Erlernung einer Landessprache, den Respekt fundamentaler Werte, Religionsfreiheit, Gleichheit zwischen Mann und Frau und Gewaltfreiheit. Auf der anderen Seite müsse man jedoch auch Chancen bieten. Die meisten Migranten, so heißt es, wollten nicht anders als die meisten Belgier: In Frieden leben, für sich und die Familie zu sorgen und den Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Vor diesem Hintergrund haben die Projektträger einen Leitfaden zur Informationen und Verständnis von Migration zusammengestellt. Er bietet Fakten und Zahlen. Und der räumt mit gängigen Vorurteilen auf. Ab Januar soll dieser Leitfaden als gedruckte Broschüre vorliegen.
Archivbild BRF Fernsehen