Vertreter aus Geschichtsforschung und Politik, Freunde und Familie sowie ehemalige Preisträger hatten sich im Rathaus versammelt, um der Verleihung beizuwohnen. Mit dem Hecking-Schild ehrt der Geschichtsverein ZVS Persönlichkeiten, die sich im Rhein-Mosel-Raum, besonders aber zwischen Venn und Schneifel um die landesgeschichtliche Forschung verdient gemacht haben. Und dazu gehört nun auch die Leiterin des Eupener Staatsarchivs, Els Herrebout.
"Die Vorfreude ist natürlich die schönste Freude, und die hab ich sehr lange gehabt. Ich hab mich sehr gefreut über den Preis. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass der Preis hier in der Eifel verliehen wird. Ich habe ja eine besondere Beziehung mit der Eifel", so Herrebout.
Els Herrebout stammt aus Westflandern, ebenfalls aus einer Grenzregion, wie sie sagt. Als Kind verbrachte sie bereits regelmäßig Zeit in der Eifel, ihre Eltern besaßen ein Ferienhaus in Elsenborn. So kam sie mit der ostbelgischen Folklore und Kultur in Berührung, wie die Geehrte in ihrer Replik Revue passieren ließ.
1992 bewarb Els Herrebout sich initiativ beim Staatsarchiv. Zu Beginn begleitete sie ein Projekt zu Archivführern, woraus zwölf Quellenbände entstanden. Seitdem ist sie mit dem hiesigen Archivwesen und der dazugehörigen Geschichtsforschung fest verbunden. "Gerade die Tatsache, dass ich die Entwicklung gesehen habe - sowohl beim Archivwesen im Staatsarchiv, als auch bei der Geschichtsforschung - hat natürlich damit zu tun, dass ich schon 30 Jahre tätig bin in dieser Welt. Dann fallen einem doch die Entwicklungen auf, die man sonst, wenn man jetzt einsteigt, nicht so miterlebt hat und auch nicht sieht."
Den Preis sieht sie als Anerkennung für die eben dort geleistete Arbeit. Die hat sich im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte enorm verändert. Alleine die Digitalisierung spiele inzwischen eine große Rolle. Die Konstante ihrer eigenen Arbeit sei immer der Kontakt mit Geschichtsinteressierten gewesen, so Els Herrebout. Die Arbeit im Archiv habe ihr erlaubt, Menschen mit der Geschichte in Berührung zu bringen. "Ich glaube, dass sowohl bei der Geschichtsforschung, als auch bei der Archivwelt eine sehr deutliche Tendenz ist hin zu mehr Öffentlichkeitsarbeit, Dienst an den Bürgern und vor allem auch die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte hier in Ostbelgien, die ja sehr wichtig ist für die Entwicklung von der deutschsprachigen Identität."
Laudator Dr. René Rohrkamp ging auf verschiedene Projekte ein, die das Staatsarchiv unter der Leitung von Els Herrebout realisiert hat. So wurden Regionalzeitungen digitalisiert, wichtige Bestände gesichert, eine Datenbank zu den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erstellt, hinzu kommen diverse Archivinventare und Publikationen. Daneben habe Els Herrebout Barrieren für die Nutzung des Archivs abgebaut, so Rohrkamp weiter.
Er würdigte die "Qualität, Professionalität und Ausdauer" der Preisträgerin. Ein Aspekt, auf den einige Vorredner eingingen. Els Herrebout ist nämlich die erste Frau die das Dr.-Anton-Hecking-Schild erhält. "Es ist natürlich etwas Besonderes. Es ist schön, die erste Frau zu sein", freut sich Herrebout. "Aber in meiner Arbeit habe ich mich eher selten so gefühlt, dass ich etwas Besonderes mache, weil ich eine Frau bin. Es ist zwar so, dass man für Frauen sensibilisieren kann - auch in der Archiv- und Geschichtsarbeit. Das kommt manchmal zu kurz, das versuchen wir aber jetzt ein bisschen nachzuholen."
Sowohl Els Herrebout als auch Dr. René Rohrkamp blicken zuversichtlich auf die Zukunft des Archivs. Das soll bald umziehen, so dass "deutlich bessere Arbeitsbedingungen" entstehen, so Rohrkamp. Er ist sich auch sicher, dass es ein solches Haus, und die dort geleistete Arbeit, genau hier brauche - das habe Els Herrebout durch ihre Arbeit gezeigt. Die erhielt nun, zwar mit zweijähriger Verspätung, dafür aber pünktlich zum 30-jährigen Schaffensjubiläum in Ostbelgien das Dr.-Anton-Hecking-Schild.
Andreas Lejeune