Mikhail und Natalia sind endlich in Sicherheit - in Worriken. Mit ihren zwei kleinen Kindern sind sie dem Bombenhagel und der Verwüstung entkommen. Mit den schrecklichen Erlebnissen im Kopf haben sie einen langen Fluchtweg hinter sich gebracht und sind in Polen angekommen. Ein Freund sagte ihnen, in Belgien seien die Bedingungen gut für die Aufnahme von Ukrainern.
So hätten sie beschlossen, nach Brüssel zu gehen. Alles sei schnell über die Bühne gegangen. Am Tag danach kamen sie in Bütgenbach an und dort hätte jeder geholfen.
Die Hilfe ist in Bütgenbach bestens organisiert. Vor Ort sind alle wichtigen Dienststellen vertreten. Am Check-in-Schalter werden die ersten Formalitäten erledigt, etwas weiter gibt es einen Schalter der Gemeinde und auch eine Krankenkasse ist vertreten und hat bereits zwölf Familien eingeschrieben, wie Chiara Seca von der Christlichen Krankenkasse erklärt. "Sie haben generell Fragen zum Gesundheitssystem in Belgien, wie das funktioniert. Wie das mit der Rückerstattung klappt, zu welchem Arzt sie gehen können, ob sie versichert sind für Krankenhausaufenthalte", erzählt Chiara Seca. "Wir hatten eine Frau, die schwanger ist, sie hat sich Sorgen gemacht, ob sie versichert ist im Krankenhaus."
Auch das ÖSHZ hat alle Hände voll zu tun und hat bereits 35 Anträge bearbeitet. Insgesamt werden bislang 61 Personen betreut. "Mit anderthalb Sozialassistenten müssen wir unsere Kräfte bündeln und vereinen. Es ist für uns eine große Herausforderung. Wir machen, was wir können - im Moment ist es nur Schalterdienst, wir nehmen Anträge entgegen, die Sozialhilfen werden geregelt", erklärt Gaby Zimmermann, ÖSHZ-Sekretärin von Bütgenbach. "Mehr ist da im Moment nicht drin. Im Moment ist eine Sozialbegleitung nicht möglich."
Kleinkindbetreuung
Viele wollen so schnell wie möglich die Sprache lernen, arbeiten und Geld verdienen. Doch in einer ersten Phase greift die Sozialhilfe. Im Zentrum Worriken ist auch an die Kinder gedacht worden. Dort wird Kleinkindbetreuung angeboten. Die wird gerne in Anspruch genommen. Mikhail und Natalia erzählen, dass es den Kindern hier gut geht, anders als im Dorf, wo sie wie die Erwachsenen gestresst waren und nicht verstanden, was passierte.
Auch die in Ostbelgien lebende Ukrainerin Iryna Mertes hilft ihren Landsleuten seit Ausbruch des Krieges. In Worriken ist sie ebenfalls aktiv und setzt sich ein. "Ich versuche, freundlich mit ihnen zu reden, sage, dass ich auch aus der Ukraine komme, es geschafft habe, mein Leben hier aufzubauen, ich versuche zu beruhigen, das alles gut ist", erzählt sie.
"Aber es gibt welche, die aus dem Krieg kommen und keine Stadt mehr, keine Häuser haben. Es gibt zwei Familien, die haben keine Wohnung mehr. Die Mama von einem Mädchen liegt seit drei Wochen im Krankenhaus und man weiß nicht, ob sie die Beine amputiert bekommt."
Wer in Worriken ankommt, hat die Möglichkeit, für die Erstausstattung bei der Kleiderbörse des Roten Kreuzes vorbeizuschauen. Dabei ist alles durch und durch organisiert.
Medizinische Zelle
Gleichzeitig wurde auf dem Gelände eine medizinische Zelle eingerichtet. Dort können die Menschen sich von einem Allgemeinmediziner untersuchen oder Medikamente verschreiben lassen. Auch Impfungen werden angeboten. Die Anlaufstelle ist auch für alle Ukrainer da, die im Süden privat untergekommen sind, wie Chantal Lenz erklärt. "Die Anfrage ist sehr groß, der Terminkalender ist bis Ende nächster Woche voll. Kommenden Dienstag wird in Eupen im Impfzentrum ein neuer Stützpunkt angeboten für alle aus dem Norden."
In Worriken ist in kurzer Zeit sehr viel aufgebaut worden für die Ukrainer, die in zwölf der über 40 Chalets untergebracht sind. "Es läuft gut nach Plan, es gibt keine größeren Probleme, es kommen nicht alle auf einmal. Alle sind sehr zufrieden, wenn sie sehen, was wir aufgebaut haben", sagt der Koordinator des Auffangzentrums, Jérôme Michel. Auch Mikhail und Natalia sind zufrieden. Sie danken der Regierung, den Belgiern, weil sie sie hier sicher und wohlfühlen.
In den nächsten Tagen werden voraussichtlich weitere Kriegsflüchtlinge in Worriken ankommen.
cd/sr