Die Trierer Universität will raus aus dem Elfenbeinturm. Es ist ihr neuestes Projekt, mit dem sie sich direkt auf die Bühne des Marktplatzes in Trier begibt. Im "kleinsten Hörsaal Triers" soll man einen Vorgeschmack von der Universität bekommen. Sie stellt Themen vor wie zum Beispiel Lernhilfen, Videospielentwicklung oder Papyrologie - darunter versteht man die Erforschung alter Schriften und Artefakte. Es können auch Stoffteile einer Mumie untersucht werden.
Professor Michael Jäckel von der Uni Trier erklärt, warum der "kleinste Hörsaal Triers" gar kein Hörsaal ist. "Das ist natürlich schon anders, weil dieser Kiosk natürlich extrem klein ist. Da könnten vielleicht zwei Leute sitzen und einer sprechen. Viel größer ist der nicht. Insofern hat der Gedanke 'Triers kleinster Hörsaal' zunächst einmal hier eher eine symbolische Wirkung. Man darf sich nicht vorstellen, dass man auf engstem Raum - da Corona noch nicht vorbei ist - sich da zusammendrängt und jemandem zuhört."

Professor Jäckel hatte vor einiger Zeit einen Raum in der Trierer Innenstadt angefragt. Die Universität will den Leuten zeigen, was sie kann. Ihnen wurde aber ein frei stehender Kiosk auf dem Hauptmarkt angeboten. Die Vorlesungen werden ein wenig luftiger als in der Uni sein. "Denkbar ist natürlich, dass man sich in den Kiosk setzt und aus dem Kiosk heraus an eine draußen stehende Öffentlichkeit spricht. Das wäre durchaus machbar, aber man kann natürlich einfach den Kiosk als Kulisse verwenden. Wir haben ihn auch neu gestaltet. Er wurde in diesem Zusammenhang auch renoviert und sieht jetzt wieder ordentlich aus."
Der Trierer Marktplatz wird eine Bühne mit kurzen Vorträgen für Jedermann, bei der die Uni einen Einblick in die Fächer gibt. Wer sich aber Sorge um die Dauer macht, kann beruhigt sein. Die Leute sollen nicht denken, "dass da jemand 90 Minuten lang spricht. Da unten ist es ja auch in der Regel laut, da sind viele Menschen, die miteinander reden. Warum sollten die jetzt plötzlich still sein, nur weil die Hochschule ihren kleinsten Hörsaal aufgemacht hat? Man muss eher an Kurzvorträge denken. Das kann auch im Dialog mit dem Publikum stattfinden, das können auch Präsentationen sein", erklärt Prof. Michael Jäckel.
Für Kinder wird es auch etwas geben. Die "Kinder-Uni" der Universität Trier wird mit dabei sein. "Die Kinder-Uni ist ein seit vielen Jahren eingeführtes Programm, wo man auch auf einfache Weise versucht, Schülerinnen und Schüler schon einmal für die Idee der Wissenschaft ein wenig zu begeistern. Das ist unsere Idee, die wir auf diesem kleinen Areal in Triers schönster Wohnstube, dem Hauptmarkt, umsetzen wollen."
Anfang Juli wird der "kleinste Hörsaal Triers" wieder ausziehen. Das Büdchen wird dann neu vermietet und bald wieder Zeitungen und Süßigkeiten verkaufen.
Alexander Leufgen