Man bemerkt sie kaum, aber sie haben alles rundherum im Blick. Die Schwenkkameras ermöglichen eine 360-Grad-Sicht. Für die Polizei ist das eine wertvolle Hilfe. Sie nutzt die Kameras auf zwei Weisen, wie Kommissariatsleiter Frédéric Herzet erklärt. "Entweder operationell, das heißt, dass wir vom Kommissariat in Kelmis aus oder von der Leitstelle in Eupen aus live die Bilder einsehen können und wenn man etwas sieht oder eine entsprechende Meldung hat, die Außendienste dann entsprechend orientiert. Das andere ist eben im Sinne der Aufklärung, dass wir im Nachhinein, wenn wir eine Meldung bekommen haben - sei es ein beschädigtes Fahrzeug, ein Unfall, die Flucht von Einbrechern oder Pkw-Dieben - die Fluchtwege, das Bildmaterial auswerten und schauen, ob wir die Person darauf erkennen, beziehungsweise Kennzeichen auswerten können."
Drei Standorte hat die Polizei für die Kameras in der Anfangsphase ausgewählt - Standorte, an denen sich öffentliches Leben abspielt. "Da sprechen wir zum Beispiel vom Koul-Gelände, wo im Normalfall viele Veranstaltungen stattfinden. Dann haben wir den Kirchplatz mit seinen Restaurants, Cafés, Terrassen, mit dem Markt und Weihnachtsmarkt. Andererseits haben wir gesagt, dass wir die Hauptachsen des Verkehrsflusses überwachen möchten - eben auch um Fluchtrichtungen bestimmen zu können, um Leute identifizieren zu können oder zumindest das Kennzeichen. Das ist der dritte Standort die Kreuzung Lütticher / Kirchstraße."
Nach technischen Anfangsschwierigkeiten konnten die Kameras Ende letzten Jahres starten. Seitdem habe man mit Hilfe der Aufnahmen zum Beispiel fünf Unfälle mit Fahrerflucht aufklären können, aber zum Beispiel auch eine Körperverletzung auf der Lütticher Straße, oder einen Versuch, einen Pkw zu entwenden.
Kameras vom Umweltdienst genutzt
Auch der Umweltdienst nutzt Kameras. Die zwei mobilen Geräte werden an verschiedenen Orten eingesetzt, um wilde Müllablagerungen aufzuklären. Diese sind Günther Havenith ein Dorn im Auge. Er ist Umweltfeststellungsbeamter in der Gemeinde Kelmis. "Bisher war ich auf manuelle Durchforstung angewiesen. Seit dem Einsatz der mobilen Kameras im Januar können wir von einer hohen Aufklärungsquote reden."
Fast täglich wird in der Gemeinde illegal Müll entsorgt. Durch die Kameras konnten seit Januar in 19 Fällen die Täter ermittelt werden. Günther Havenith hofft auf eine abschreckende Wirkung. "Ziel ist nicht Protokollierungswut, sondern große Sauberkeit im Dorf."
Der Einsatz der Überwachungskameras war in der Gemeinde umstritten und auch der Beschluss im Gemeinderat war nicht einstimmig. Bürgermeister Luc Frank ist überzeugt, dass die Kameras sinnvoll sind. "Wir können feststellen, dass wir Straftaten aufdecken. Am meisten stören Bürger kleine Straftaten. Eine Person hat 48 Autos in einer Nacht beschädigt. Ich hoffe, die Kollegen überzeugen zu können."
Die Anschaffung der festen Kameras hat die Gemeinde Kelmis 120.000 Euro gekostet. Die mobilen Kameras wurden zum größten Teil von der Wallonischen Region bezahlt. Ob das Kameranetz in einer zweiten Phase ausgebaut wird, hängt von der finanziellen Machbarkeit und von der politischen Entscheidung ab.
Michaela Brück