Kinder mit sozial-emotionalen Verhaltensauffälligkeiten, die sich aus verschiedenen Gründen in der Regelschule nicht zurecht finden, landeten bisher im Unterricht für kranke Kinder. Eine unbefriedigende Notlösung, weil es keine geeignete Betreuung gab.
Konstantin Baumgart hat diesen Unterricht jahrelang betreut und festgestellt, dass die Zahl der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten stieg und es einer angepassten Lösung bedurfte. Jetzt arbeitet er bei SKEI. Eine Einrichtung, die eine zeitlich begrenzte Alternative zum normalen Schulalltag bietet. "Der Unterschied liegt darin, dass wir sehr gut auf die Kinder eingehen können", erklärt der Lehrer. "Wir können unseren Unterricht und alle Maßnahmen maximal ans Kind anpassen und Alternativen bieten. Wir wollen eine klare Struktur und einen klaren Rahmen bieten, aber in diesem Rahmen sehr flexibel bleiben, wie es in einer Regelschule nicht möglich ist."
Aktuell können maximal vier Kinder hier aufgenommen werden. Ein multidisziplinäres Team betreut sie. Psychomotorik, Kunsttherapie und Außenaktivitäten gehören neben individuellen Lernprogrammen zum Angebot. Der geschützte und geborgene Rahmen hilft den Kindern, sich zu entfalten.
Die Kinder kommen mit unterschiedlichen Problemen. Die Auffälligkeiten sind so vielfältig wie die Kinder selbst, erklärt Christiane Feldmann, die das Kompetenzzentrum des ZFP leitet. Viele kommen mit der Reizüberflutung in der Schule nicht zurecht, andere können ihre Impulse nicht kontrollieren. "Am Ende drückt jedes Kind seine Not oder seinen Leidensdruck sehr individuell aus - manchmal zu Hause oder in der Schule. Das kommt drauf an, welche Form das Kind wählt", weiß Feldmann.
Das Kind zu stärken, damit es möglichst schnell wieder in die Regelschule zurückfindet, ist das Ziel von SKEI. Das große Stichwort dabei sei die Selbstwirksamkeit, so Christiane Feldmann. "Wir möchten es den Kindern ermöglichen, sich selbstwirksam zu erleben, sich zu spüren, ihnen die Erfahrung zu organisieren, welche Verhaltensweisen es im Alltag gibt und ihnen ermöglichen, dass sie wählen können."
Es ist die erste Einrichtung dieser Art in der DG. Bislang mussten betroffene Kinder in Deutschland betreut werden. Jetzt bietet SKEI eine Alternative, wenn die Regelschulen an ihre Grenzen stoßen.
Bildungsministerin Lydia Klinkenberg unterstützt das Projekt, das Teil des Regionalen Entwicklungskonzeptes ist. "Die Unterstützungsmaßnahmen, die wir im schulischen Kontext haben, können Kinder manchmal nicht komplett auffangen, und dann ist es wichtig, dass man eine solche Einrichtung hat, die die Resilienz der Kinder stärkt, sie in ihrem Entwicklungprozess fördert und vorbeugend wirkt, so dass vorhandene Probleme im Jugend- oder Erwachsenenalter nicht schwerwiegender werden."
Um SKEI geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu können, hat die DG zwei Gebäude erworben. Nach Instandsetzung sollen dort bis zu zwölf Kinder betreut werden können. Bis dahin wird SKEI seine Arbeit weiter im Internat des ZFP fortsetzen.
Michaela Brück