"Wir haben uns diese Nacht ausruhen können. Nachdem gestern doch sehr anstrengend war, nach 16 Stunden Fahrt mit einigen Pausen und Unterbrechungen durch Momente, die wir auch nicht beeinflussen können", beschreibt Michael Emmermann.
"Es wird laufend Material Richtung Ukraine gebracht und dann wird die Autobahn komplett gesperrt. Wir mussten dann so eine Art Rettungsgasse bilden, da geht nichts mehr voran. Dann dürfen nur noch diese Militärkonvois weiter."
"In die andere Richtung kamen dann Konvois mit Autobussen mit Flüchtlingen, die auch von Polizeieskorte begleitet wurden." 300 Kilometer müssen Michael Emmermann und Kurt Gouders noch fahren, bis sie ihr Ziel kurz vor der Grenze erreichen. Dort werden die Hilfsgüter von Ukrainern übernommen, die sie zu einem Kinderheim und einem Kinderkrankenhaus bringen.
"Bis jetzt haben wir immer gesagt: Ach, das Kriegsgeschehen ist noch relativ weit weg entfernt. Nachdem aber vor ein paar Tagen ungefähr 25 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt auch Bombenanschläge gewesen sind, wird man dann schon etwas unruhiger. Aber Angst haben wir eigentlich nicht."
Neben medizinischem Material und rezeptfreien Medikamenten haben die beiden auch Malbücher und Stifte für Kinder dabei. "Die Kinder können nichts für das, was da unten gerade passiert. Sie sind vielleicht traumatisiert, haben Angst. Und wenn wir es irgendwie schaffen, dass sie einen kleinen Moment haben, wo sie sich ablenken können, dann ist alles in Ordnung."
Die Situation geht an Gouders und Emmermann nicht spurlos vorüber. "Das lässt uns nicht unberührt. Wir haben auch schon Tränen vergossen. Wir haben hier mehrere Personen aus Vaals kennengelernt. Die sind gestern Abend noch weitergefahren in die Ukraine rein, sie haben Hilfsgüter dabei und versuchen, Bekannte und Freunde aus der Ukraine direkt mit zurückzubringen."
"Wir haben gestern mehrere Hilfskonvois getroffen und auch mit ihnen gesprochen, zum Beispiel mit Menschen aus Amsterdam. Da war unter anderem eine Person dabei mit zwei Beinprothesen. Wenn man sieht, wie manche Leute es sich zu Hause gemütlich machen, sage ich mal, im Sessel sitzen und abwarten und nichts machen - und so eine Person nimmt sich die Strapazen auf und fährt mit darunter, nur um zu helfen. Das geht schon an die Substanz", sagt Emmermann mit hörbarer Emotion in der Stimme.
js/km