130 Menschen aus der Ukraine haben bereits die Deutschsprachige Gemeinschaft erreicht. Auf etwa zehn Mal so viel, also 1.300 Flüchtlinge, stellt sich die Regierung der DG ein - und sie bereitet sich vor, wie Sozialminister Antonios Antoniadis erklärt. "Es wäre vermessen zu sagen, wir sind jetzt alle top vorbereitet. Aber wir sind auf jeden Fall dabei mit den Diensten, Akteuren und Zivilgesellschaft. Das kann Ostbelgien, glaube ich. Wir sind klein, wir sind gerade wegen der Kleinheit in der Lage, das zu machen - uns abzustimmen und geordnet diese Aufnahme und diese gewaltige Herausforderung bewältigen zu können."
Konkret ist die DG in Kompetenzbereichen wie Beschäftigung, Unterricht, Integration und Soziales betroffen. Hinzu kommt die Unterbringung, die erst einmal über die Gemeinden läuft. Hier den Überblick zu behalten, selbst wenn man die Sprache und die Rollenverteilung kennt, kann schon schwierig genug sein. Noch schwieriger, wenn jemand Sprache und Umstände nicht kennt und gerade erst sein Heimatland verlassen musste.
Genau da soll Info Integration ins Spiel kommen, nämlich als Informationsstelle, erklärt Véronique Wetzelaer. "Sei es jetzt, wie das mit der Registrierung ist, worauf man sich einstellen muss, was man als erste Schritte machen muss. Weil es erstmal ganz konkret und pragmatisch darum gehen wird, untergebracht zu werden. Es wird darum gehen, die Kinder in die Schule einzuschulen, zu schauen, ob es gesundheitliche Probleme gibt. All diese Fragen des Alltags werden wir in ukrainisch in eine Broschüre reintun, aber auch auf einer Webseite zur Verfügung stellen, die wir aktuell erstellen."
Der Dienst soll Flüchtlingen, Einheimischen und Behörden die nötigen Informationen liefern und aneinander vermitteln. Der Bedarf wird sich erst nach und nach aus den konkreten Situationen ergeben. "Es gibt aber auch schon Fragen wie: 'Wenn ich jetzt Asyl beantragt habe, kann ich mich auch da registrieren?' Also ganz spezifische Fragen, die wir dabei sind aufzuarbeiten. Im Moment läuft die Information über unsere Facebook- und Instagram-Seite. Aber das wird jetzt mit und mit auf die Beine gestellt."
Zusätzliches Personal
Das alles soll ergänzend zum Alltagsgeschäft von Info Integration gestemmt werden. Zwei zusätzliche Sozialarbeiter werden dazu eingestellt. Hinzu kommen Übersetzer. "Ganz konkret haben wir auch schon die erste Übersetzerin eingestellt. Sie hat am Montag angefangen. Eine zweite wird in den nächsten ein bis zwei Wochen anfangen", erklärt Véronique Wetzelaer.
"Und dann suchen wir noch zwei Personen, die von den Diensten gerufen werden können - sei es Schule, Ärzte, ÖSHZ, BTZ. Alle Dienste, die in Kontakt kommen und Übersetzung brauchen, können sich melden."
Es wird also personell aufgestockt, um den Informations- und Übersetzungsdienst zu gewährleisten. Die Kosten übernimmt zu 100 Prozent die Deutschsprachige Gemeinschaft. Hinzu kommen anfallende Funktionskosten.
Antonios Antoniadis warnt in diesem Zusammenhang vor Neiddebatten. "Die DG wird zeigen, dass wir sowohl in den sensiblen Aufgabenbereichen, wo wir zuständig sind, investieren, als auch in der Lage sind, die Menschen aufzunehmen, die von außerhalb kommen werden."
Spendenkonto
Um die finanzielle Unterstützung niederschwelliger Angebote möchte sich die König-Baudouin-Stiftung bemühen. "Ziel dieses Spendenkontos ist es, Spenden zu erhalten von der hiesigen Bevölkerung. Mit diesem Geld sollen Organisationen unterstützt werden, die in irgendeiner Art und Weise den Migranten helfen", erklärt Freddy Genten, Koordinator des Bürgerfonds Ostbelgien. Ist die Spendenbereitschaft besonders groß, möchte der Bürgerfonds den Flüchtlingen auch ein Startgeld bieten.
Die Bankreferenzen der König-Baudouin-Stiftung lauten IBAN BE10 0000 0000 0404 und BIC BP0TBEB1. Bei der Überweisung gilt es unbedingt, die strukturierte Mitteilung (623/3700/60062) zu nutzen oder "Bürgerfonds Ostbelgien - Ukraine" in den Betreff zu schreiben.
Eine Online-Spende ist auch unter folgendem Link möglich: donate.kbs-frb.be.
Andreas Lejeune
Es ist gut, dass man den ukrainischen Flüchtlingen schnell und unbürokratisch hilft. Aber warum ? Ist das, weil die christlich und weiß sind ?
Wie ist es mit anderen Kriegsflüchtlingen, etwa aus Afrika ? Werden die auch dieser vereinfachen Prozedur unterworfen ?