Vorgaben, wie etwas zu klingen hat, gibt es im Improvisationsunterricht keine. Das ist Dozentin Andrea Friedhofen wichtig: "Es geht darum, welcher Puls der Musik zugrunde liegt. Es gibt Phrasierungen. Ich atme gemeinsam ein. Das übe ich in der Improvisation. Die Dinge, die ich in der Ensemblemusik oder Kammermusik brauche, werden in der Improvisation angewendet und geübt.“
Andrea Friedhofen ist eine von insgesamt sechs Dozentinnen und Dozenten des Workshops. Während in den anderen Unterrichten Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann oder Ludwig van Beethoven eingeübt werden, legt Friedhofen den Fokus auf das freie Zusammenspiel der Musiker.
„Die Improvisation ist immer wieder davon abhängig, was einzelne Menschen mit einbringen. Und hier habe ich gemerkt, dass unglaublich Spielfreude da ist, auch musikalische Ideen im Rhythmus, in den Melodien. Und die Lust eben, mit den anderen zusammen zu spielen", so Friedhofen.
Und genau diese Lust spiegelt sich auch im Grundgedanken von EU-Music wider. Die künstlerische Leitung des Projekts haben Markus Kreul und Stefan Pitz übernommen. "Wir müssen uns ja auch immer überlegen, was ist Musik eigentlich? Wozu ist Musik in unserem Leben da? Und Musik ist dazu da, um eine Gemeinschaft zu schaffen, gemeinschaftlich etwas auszudrücken", so Markus Kreul. Und Stefan Pitz fügt hinzu: "Das Ziel war wirklich grenzüberschreitendes Musizieren. Das Ziel war von Anfang an, unterschiedliche Alters- und Leistungsstufen zu verbinden."
Während drei Tagen haben die Teilnehmer miteinander musiziert. Mal im Duett, mal in größeren Formationen. Mit Gesang oder ohne Gesang, klassische und modernere Stücke. Das Workshop-Repertoire war ähnlich abwechslungsreich wie das Teilnehmerfeld.
Die Ergebnisse des dreitägigen Workshops wurden in einem Matineekonzert sowie einem Online-Konzert präsentiert. "Ich fand es schön zu erleben heute, wie es gelungen ist, wieder eine Entspanntheit und Freude an dem Moment des Musizierens zurückzufinden", fasste Markus Kreul seine Eindrücke zusammen.
EU-Music war die erste Veranstaltung dieser Art. Die Idee dazu kam eigentlich aus Bayern, wo eben Markus Kreul bereits seit Jahren einen ähnlichen Workshop organisiert. Stefan Pitz machte bei diesem Workshop als Teilnehmer mit - so entstand der Kontakt zwischen den beiden. Damit könnte der Startschuss für ein wiederkehrendes Format gefallen sein.
"Der Wunsch war da, etwas zusammen auch hier in diese Richtung aufzubauen. Und ich bin sehr froh, dass wir das fürs erste Mal ganz gut hinbekommen haben", sagt Stefan Pitz. "Und das öffnet die Türen, das zu wiederholen, zu vergrößern, zu verbessern."
Andreas Lejeune