Im Unternehmen Mertes-Energie in Bütgenbach steht die Eingangstür nicht mehr still. Im Gebäude eines ehemaligen Discounters herrscht Verkehr wie damals. Zahlreiche Ostbelgier bringen Hilfsmittel für die Ukraine. Wo sonst Sanitärzubehör ausgestellt wird, steht jetzt alles voll mit Kartons und Tüten, die den Menschen in der Ukraine helfen sollen.
Die Initiative geht von Iryna und Jacky Mertes aus. Iryna kommt aus der Ukraine, hat dort ihre Familie und ist schockiert von den Geschehnissen vor Ort. "Ich fühle mich wie in einem falschen Film. Ich kann das selber nicht glauben. Ich habe mit meiner Freundin per Video telefoniert und sie zeigte mir, wie dort Kriegsflieger fliegen. Eine andere Freundin zeigte mir ein Video von ihrem Balkon. Da flogen Raketen, das ist unglaublich. Ich war noch vor drei Wochen selber in Kiew, da war alles ruhig."
Das Leid der Menschen, Familien auf der Flucht. Was für uns schon schlimm klingt, ist für die Betroffenen und deren Angehörige, die in Europa leben, unvorstellbar.
Eine besondere Geschichte sorgte am Ende dafür, dass Iryna auf Facebook nach Hilfe gesucht hat. "Eine Freundin hat vorgestern ihr Kind in einem Bunker bekommen unter der Erde", berichtet Iryna. "Ich bin auch Mutter, ich habe ein Kind und das hat mich ganz emotional gemacht. Wir haben einen Post gemacht, dass wir jetzt anfangen zu helfen. Wir sammeln das hier, dann kommt ein Auto oder ein Transporter und die bringen das zur Grenze zwischen Polen und der Ukraine. Da gibt es eine spezielle Halle vom Zoll."
Das Ganze ist ein großer Aufwand, im Unternehmen dreht sich gerade vieles um das Sammeln, Packen und Verstauen. Alles wird sortiert und für den Transport vorbereitet. Alles muss auch benannt werden, damit der Transport reibungslos funktioniert. Dazu hat sie auch Unterstützung von anderen, die der Sprache mächtig sind.
Ein erster Transporter, vor allem gefüllt mit Windeln, hat sich bereits am Mittwoch auf den Weg gemacht. Aber ist das dann nicht genug? "Was bedeutet genug? In der Ukraine leben 44 Millionen Menschen, die wurden alle angegriffen - manche mehr und manche weniger. Aber was ist da genug, wenn ein Mensch auf ein paar Stunden sein ganzes Leben weggeworfen bekommt? Ganz viele Leute haben kein Zuhause mehr. Viele Flüchtende haben nur ihren Pass, keinen Koffer, keine Kleidung - vielleicht mit 100 Euro in der Tasche und das war es. Es wird nie zu viel!"
Im Ausstellungsraum werden zurzeit auch Ankunftspakete für Ukrainer und Ukrainerinnen gepackt, die demnächst dort ankommen. Viel wichtiger ist für die Familie Mertes aber jetzt die Hilfe vor Ort in der Ukraine. Am Donnerstag heißt es dann auch Auto packen. Voll beladen und mit mehreren Fahrzeugen macht sich Iryna auf den Weg zur ukrainischen Grenze. 15 Stunden Fahrt. Alles, um den Betroffenen ein kleines Stück Leben in unmenschlichen Zeiten ermöglichen zu können.
Robin Emonts
Und ich habe für Iryna eine Sammelanlaufstelle in Moresnet installiert. Der Aufruf zum Spenden erfolgte über OPEN BORDERS BELGIUM Facebook
Erste Spenden sind bereits eingetroffen.
Ich hoffe auf weitere Sachspenden die damm nach Bütgenbach übersteigt werden