Aeco ist der Handelsname der Aktiengesellschaft Energie 2030 Agence. Diese Aktiengesellschaft ging 2001 aus der Genossenschaft Energie 2030 hervor. Ziel und Vorgabe war es, Kunden aus umweltfreundlichen Energiequellen zu beliefern - erst mit Strom und ab 2018 dann auch mit Gas. 1998 hatte Energie 2030 in Hünningen bei St. Vith die erste Windkraftanlage in der Wallonie in Betrieb genommen. Jetzt also das Aus für die Aktiengesellschaft.
Energie 2030 Agence war zuletzt immer mehr in Bedrängnis geraten, wie Sabine Brandt, Direktorin der Aktiengesellschaft, erklärt. "Wir mussten die Entscheidung jetzt treffen, weil es fünf vor zwölf war. Wir haben bis im Dezember immer noch gehofft, dass sich die Lage, was den Preis betrifft, ändert. Diese Hoffnung hat sich aber nicht bewahrheitet."
Mittlerweile gehen die Experten davon aus, dass sich die Preise vor Sommer 2023 nicht mehr erholen werden. Kurzfristig ist das Problem allerdings daraus entstanden, "dass wir immer die Energie, die unsere Kunden verbrauchen, vorfinanzieren müssen", erklärt Sabine Brandt. "Die Rechnungen sind, dem heutigen Marktpreis entsprechend, sehr hoch. Die Anzahlungen der Kunden sind aber nicht so hoch. Da leider nicht alle Kunden die Anzahlungen auf unser Bitten hin erhöht haben, war die Anzahlung sowieso schon kritisch."
Um dem entgegenzuwirken, hatte Aeco bei der Hausbank einen Überbrückungskredit angefragt. Der wurde dann aber aufgrund der Einschätzung von Energiekonzernen in Flandern als problematisch angesehen.
"Wir haben dann dementsprechend reagieren müssen. Die finanziellen Mittel sind aktuell nicht da, um diese Vorfinanzierung zu machen." Und da der Markt sich nicht zu beruhigen scheint, fiel die Entscheidung, die Aktiengesellschaft und damit die Anlagen der Genossenschaft zu schützen, indem die Aktivität der Aktiengesellschaft als Energielieferant eingestellt wird.
Suche nach neuem Lieferanten
Die Kunden erwartet jetzt die schwierige Suche nach einem neuen Lieferanten. "Die Kunden haben jetzt ab dem 1. März 25 Tage Zeit einen neuen Vertrag bei einem anderen Lieferanten zu unterzeichnen, der zu ihrem Konsumverhalten passt, den sie dann auf den 1. März zurückdatieren können", erklärt Brandt.
"Diejenigen, die das nicht machen, haben als Privatperson nichts zu befürchten, denn sie werden weiter beliefert." Allerdings bekommen diese Kunden dann Strom und Gas zu den Konditionen des Netzbetreibers, der als Ersatzlieferant fungiert. Und diese Konditionen sind oft unvorteilhaft.
Für Energie 2030 Agence gibt es aktuell auch nicht die Option, weiter Kunden mit Energie zu beliefern. "Wir sind Teil der Wallonischen Region, d.h. wir fallen unter die wallonische Gesetzgebung. Der Regulator hat uns die Lizenz entzogen. Auch die Netzbetreiber haben die Zugangsverträge zum Netz aufgekündigt. Ab dem 1. März können wir also weder Strom noch Gas liefern. Unsere Kunden haben nun 25 Tage Zeit einen neuen Lieferanten zu finden, mit einem Vertrag, der zu ihrem Verbrauch passt."
Noch anders sieht es für Unternehmen mit einem monatlich gelesenen Zähler aus. Die müssen den Anbieter wechseln, sonst werden ihnen am 25. März der Strom und das Gas abgestellt.
Anlagen nicht betroffen
Die Anlagen der Genossenschaft sind derweil nicht betroffen. Betroffen sind die Gesellschafter deswegen lediglich als Kunden. So beschreibt es auch Patrick Kelleter, Vorstandsmitglied der Genossenschaft Energie 2030. "Gesellschafter sind auch Kunden. Für sie als Kunden sind jetzt die Lieferungen zu Ende. Aber als Gesellschafter haben sie auch Geld in die Genossenschaften investiert. Dieses Geld investiert die Genossenschaft in Anlagen, die saubere Energie produzieren. Und diese Anlagen werden auch weiterhin produzieren."
Die Genossenschaften Energie 2030 und Clean Power Europe werden also weiter Dividenden aus der Stromproduktion ziehen. Nur die Aktiengesellschaft Energie 2030 Agence wird nicht mehr Energie an Endkunden verkaufen und mit der Endabrechnung Ende des Monats Februar den Genossenschaften das Kapital zurückzahlen.
Christoph Heeren