Die Schnapsbrennerei Radermacher kommt gut durch die Corona-Krise. Jedes Jahr wächst die eigene Produktion des Familienunternehmens um rund zehn Prozent. Das Segment der Auftragsspirituosen, der so genannten Bereich "Private Label", legte gar um mehr als 40 Prozent zu.
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, verdoppelt die Brennerei zur Zeit ihre Produktionskapazitäten. Schon im Mai sollen die Bauarbeiten beendet sein. Dann soll auch ein modernes Besucherzentrum seine Pforten öffnen.
Es ist eng geworden in der Brennerei Radermacher in Raeren: Die 17 Mitarbeiter arbeiten auf engstem Raum. Das soll sich nun ändern. Ein Neubau für drei Millionen Euro entsteht in der Spitalstraße. Dort, wo schon seit 1838 die Brennerei Radermacher zu Hause ist.
Seit einigen Jahren sind die Pläne in der Mache. Gebaut wird eine Zusatzfläche von 1.500 Quadratmeter. Das bedeutet eine Verdopplung der Produktionskapazität.
"Wir haben uns Mühe gegeben, alles in die Landschaft zu verschmelzen. Wir wollen alles in Einklang mit der Natur machen. Man sieht es im vorderen Bereich. Alles wird aus Glas. Wir wollen die alten Gebäude verschönern und das Ganze hier homogen ästhetisch ausbauen."
Flaschenzahl auf 1,2 Millionen gesteigert
In den letzten Jahren wurde die Flaschenzahl von rund 800.000 auf nun 1,2 Millionen gesteigert. Jährlich gibt es ein Plus von rund zehn Prozent. In naher Zukunft sollen die 1,5 Millionen Flaschen pro Jahr geknackt werden. "Die Corona-Krise hat uns eigentlich nicht weh getan. Wir haben weiterhin gut drehen können. Der Konsum hat sich eigentlich nur in die Privatsphäre verlagert. Die Gastronomie hat sehr stark gelitten und leidet auch weiterhin noch. Aber wir dürfen nicht klagen."
Hauptprodukt ist noch immer der Woodberries-Schnaps - selbst ohne Karneval. Doch auch die Gins, Whiskys und anderen Spirituosen verkaufen sich international. Europaweit, aber Radermacher ist auch in den USA, in Japan, Dubai und demnächst in Afrika zu haben.
Doch bis es soweit ist, rollen weiter die Bagger. Ein Großbauprojekt mitten im Dorf. Die Hallen in einem Industriegebiet hochzuziehen, wäre nicht nur praktischer, sondern auch günstiger geworden. Trotzdem fiel die Entscheidung auf den aktuellen Standort "Wir haben in Raeren unsere Wurzeln. Ich würde sagen, dass die Seele dieser Brennerei eigentlich hier ist, wo wir stehen. Ich könnte mir schlecht vorstellen, dass ich nach fünf Generationen jetzt die Wahnsinnsidee hätte, hier komplett alles auszulagern."
Belgiens älteste Schnapsbrennerei macht sich fit für die Zukunft. Dabei zeigt sich am Beispiel von Radermacher: Spirituosen sind krisensicher.
dop