Hans Schleicher-Junk trauert nicht. Er ist beim Bestatter, um sich zu informieren. Einen Sarg selber herzustellen, interessiert ihn sehr. Dabei muss es nicht mal für ihn selbst sein. "Das interessiert mich persönlich sehr stark. Diese Art und Weise, selber etwas zu machen, ist eine Form der Trauerbewältigung."
Der Wunsch, nicht einfach nur einen Sarg aus dem Katalog zu nehmen, gewinnt an Zuspruch. Deshalb gibt es dieses Angebot. Der Kunde ist König. Warum auch nicht, sagt man sich im Bestattungsinstitut, in dem Karl Steenebrügge arbeitet.
"Es ist tatsächlich so, dass es ganz wichtig ist, für den eigenen Trauerprozess noch etwas tun zu können, für den verstorbenen Menschen. Wir haben solche Anfragen in der Vergangenheit bereits unterstützt. Dass der Sarg komplett selbst gebaut ist, ist extrem selten", berichtet Steenebrügge.
"Aber was sehr häufig in Anspruch genommen wird, ist, dass das innere Bett im Sarg gestaltet wird. Da werden zum Beispiel eigene Bettdecken reingelegt. Wenn Enkelkinder im Spiel sind, bemalen die den Sarg gerne von innen und außen."
Man kann den ganzen Sarg alleine bauen oder auch in Teilen. Für den kompletten Do-it-yourself-Sarg stellt das Bestattungsinstitut einfache Holzplatten aus dem Baumarkt zur Verfügung. Im Grunde dürfen Menschen sogar ihr eigenes Holz nutzen oder einfach nur nach Geschmack bunt dekorieren.
Es gilt: Sonderwünsche sind nicht sonderbar, sondern menschlich. "Wenn wir die Verabschiedung im Abschiedsraum haben, bieten wir den Familien auch an, den Sarg selber zu schließen und den Deckel drauf zu setzen und nicht irgendein Fremder. Auch das ist manch einem wichtig."
Sonderwünsche kosten nicht extra. In Rechnung gestellt wird nur zusätzliche Betreuungszeit. Teurer muss der Sarg der Marke Eigenbau nicht sein. "Er wird in keinem Fall teurer. Er wird in der Regel sogar etwas billiger", schätzt der Bestatter.
"Einen schweren Mahagonisarg kann ich gar nicht selber bauen. Es sei denn, ich lasse den im Vorfeld von Profis bauen. Für die selbst gestalteten Särge kann man das Material auch im Baumarkt kaufen. Die sind in der Regel auch einfacher als ein klassischer Eichensarg."
Der Do-it-yourself-Sarg ist nicht als Spaß, sondern als Angebot praktischer Trauerarbeit gedacht. Der Wunsch, noch einmal etwas für einen Verstorbenen zu tun, sei groß.
Hans Schleicher-Junk hat alle Fragen gestellt. Bleibt nur noch die Frage, ob er damit zufrieden ist. "Es ist wirklich unkomplizierter, als ich gedacht hätte. Ich dachte, dass es in Deutschland ganz viele Vorschriften gibt, wie das genau aufzubauen ist. Das ist nicht der Fall. Es gibt da auch viel kreative Freiheit - auch bei der farblichen Gestaltung. " Und auf Wunsch bietet das Bestattungshaus auch Unterstützung an.
Manuel Zimmermann