Das Café Jägerhof, diese Ur-Eupener Kneipe, prägt seit über 80 Jahren das Bild der Weserstadt. Es ist ein beliebter Treffpunkt für eine etwas ältere, gutbürgerliche Kundschaft, die dem Ort seit Jahren treu bleibt. Dort werden nicht nur Feste gefeiert und Versammlungen abgehalten, dort treffen sich oftmals die selben Gesichter zum gemütlichen Plausch.
Für Rudi Kever, der den Jägerhof seit 24 Jahren betreibt, hat der Countdown begonnen. Am 1. Mai geht er in Rente, nicht ohne Wehmut: "Ich bin froh, dass ich die 24 Jahre haben konnte, aber umso mehr tut es weh, wenn ich morgens weiß, du kannst nicht mehr zum Jägerhof gehen. Mal gucken, wie es weitergeht."
Wenn Wahlen sind, trifft sich meistens die PFF zur Bilanz - der Jägerhof ist an dem Abend die Anlaufstelle. Doch der Betrieb ist mehr als nur eine Gaststätte. Er ist auch ein Ort des Austauschs von Neuigkeiten, kleinen Geheimnissen und Emotionen. Wer erfahren will, was in der Stadt passiert ist, ist dort an der richtigen Adresse.
Das Kommunizieren mit den Leuten wird Rudi Kever fehlen. Da sind die Probleme und Sorgen der Menschen, aber auch freudige Ereignisse. "Die Gefühle von den Leuten so intensiv mitzubekommen, bei Hochzeiten wird gejubelt, bei Totencafés geweint."
Auch über 20 Vereine nutzen den Jägerhof für ihre regelmäßigen Versammlungen und wissen jetzt nicht, welche Alternative sich ihnen bietet.
Im Jägerhof scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Kneipe ist eben "so wie früher" geblieben. Und mit früher und seiner Zeit im Jägerhof verbindet Rudi Kever viele schöne Erinnerungen. "Die Frühschoppenzeit war immer ein Highlight, da wurde gesungen und gut getrunken, das war nicht um ein Uhr aus, das ging bis vier, fünf, sechs Uhr abends."
Am 1. Mai geht der 64-Jährige in Rente und schließt damit ein traditionsreiches Eupener Kapitel. Übernahmekandidaten werden zurzeit gesucht. Hier wird wohl die Brauerei Haacht das letzte Wort haben und über die Zukunft des Jägerhofs entscheiden.
Chantal Delhez