Irene Ludwig und ihr 1996 verstorbener Mann Peter galten als Deutschlands bedeutendstes Kunstsammler-Ehepaar - er der große, zuweilen forsche Mäzen in der Öffentlichkeit, sie die stille Akteurin im Hintergrund.
Irene Ludwig stand nicht gerne im Rampenlicht. Sie stammte aus der alteingesessenen Aachener Schokoladenfabrik Leonhard Monheim und wuchs mit vier Geschwistern auf.
Nach ihrem Abitur an St.Ursula lernte sie während ihres Studiums der Kunstgeschichte an der Universität Mainz Peter Ludwig, der aus einer Koblenzer Fabrikantenfamilie stammte, kennen. Sie heirateten 1951 im Aachener Dom.
Peter Ludwig trat schließlich in die Schokoladenfabrik seiner Schwiegereltern ein, wurde geschäftsführender Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit widmeten er und seine Frau sich in jeder freien Minute der Kunst, wobei sie nicht immer auf einer Wellenlänge waren.
Peter, du kaufst das nicht!
Der Satz "Peter, du kaufst das nicht!" ist von ihr überliefert und galt vor allem für die 1970er und 1980er Jahre, als das kinderlose Sammlerpaar in New York die Pop-Art entdeckte und wesentlichen Anteil an deren Rezeption in Europa hatte. Mit großer Leidenschaft trugen sie an die 12. 000 Kunstwerke zusammen - von der Antike bis zur Gegenwart.
Nicht wenige - vor allem in der Anfangszeit der Sammlertätigkeit - schmückten zunächst ihr großbürgerliches Domizil an der Eupener Straße, die Firmenzentrale oder die Neue Galerie in der Komphausbadstraße, ehe sie später als Leihgaben und Schenkungen in über 30 Museen (zwölf davon tragen inzwischen den Namen Ludwig) unter anderem in Aachen, Köln, Wien, Budapest und Peking wanderten.
Zu den herausragenden Stücken der Sammlung gehören Meisterwerke der sowjetischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Pop-Art der 60er Jahre, die durch das Ehepaar in Europa erst populär geworden ist. So wurde 1967 das Museum Ludwig in Köln gegründet - nachdem das Ehepaar der Stadt 300 Werke von Künstlern wie Georg Baselitz, Yves Klein, Robert Morris und Gerhard Richter geschenkt hatte. 1994 übereigneten die Ludwigs der Stadt Köln 90 Werke und später noch einmal 774 Werke aus ihrem Picasso-Besitz. Einzigartig ist auch das Köln 1976 bereitgestellte Konvolut mit Spitzenwerken der Russischen Avantgarde aus der Zeit zwischen 1905 und 1935.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes vor 14 Jahren zog Irene Ludwig in dessen Büro, um sein Lebenswerk fortzuführen. 1998 gründete sie die Peter und Irene Ludwig-Stiftung und schuf damit die Basis für eine dauerhafte Unterstützung der Museen und Einrichtungen, die über wichtige Schenkungen oder Leihgaben der Sammlung verfügen.
Irene Ludwig starb nach kurzer, schwerer Krankheit. Im nächsten Jahr hätte sie das 20-jährige Jubiläum des Ludwigforums in Aachen mitfeiern sollen. Sie, die vielleicht mehr noch als ihr Mann stets darauf achtete, dass auch Aachen sich als Kunststadt weiter behaupten konnte.
dpa/rkr - Bild: epa