Auf die Frage nach den Gründen für seine Entscheidung sagt Pötgen: "Drei Konzertierungsausschüsse in drei Wochen haben mich dazu veranlasst, meinen eigenen zu veranstalten und für mich Maßnahmen zu ergreifen, die ich in den letzten beiden Jahren schon für mich festgelegt habe. Und zwar, dass ich mich auf die Maßnahmen, die die Pandemie so verunstaltet in unserer Gesellschaft, nicht einlassen möchte und mich auch mit diesem Thema innerhalb eines Verwaltungsrates nicht beschäftigen möchte. Und daher trete ich zurück."
Die Entscheidung sei zum einen als eine Art von Selbstschutz zu verstehen. Zum anderen gab es innerhalb des Sportbunds Diskussionen, die seine Person belastet hätten. "Also ich habe in den letzten zwei Jahren festgestellt, dass man am Anfang Mitglieder bewegen muss, ihre Meinung kundzutun. Das hat sich dann dahin verwandelt, dass man Meinungen kundtat. Und jetzt versucht man, seine eigenen Meinungen durchzusetzen. Und das passt wie in einer Gesellschaft, in der man für andere da steht, nicht zu meinem Bild."
Der Eupener Sportbund steht nun ohne Präsidenten da. Seinen Entschluss hat sich Thomas Pötgen jedoch nicht leicht gemacht. So gebe er es auf, ein für ihn sehr wichtiges und positives Projekt weiter aufzubauen: den Sport zu einen, Infrastruktur aufzubauen sowie das Erasmus-Projekt 'Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport'. "Dementsprechend tut es mir sehr, sehr, sehr leid und auch sehr, sehr weh, dass ich es nicht mehr mache. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Befreiung, mich jetzt in einer Position zu befinden, dass ich etwas fröhlicher in die Zukunft gucken kann."
Die durch seine Entscheidung erzwungene Neuaufstellung des Eupener Sportbunds sei nun eine Chance für die Sportvereine. Für sie werde es fast zu einer Pflicht, Führungskräfte in den Sportbund zu entsenden, um für sie zu streiten. "Das heißt, was effektiv Infrastruktur, Gelder, Zahlungen, Vergabe von Hallen, Plänen und so weiter ausmacht. Es wird sehr, sehr wichtig. Die Corona-Krise sowie das Hochwasser, das wir in Eupen erlebt haben, werden es für den Sport ohne Lobby nicht einfacher machen."
Die größte Herausforderung für die Eupener Sportwelt ist seiner Ansicht nach die Infrastruktur. "Wir verlieren in der Unterstadt zwei Sportflächen in der Hillstraße. Und selbst mit dem Stadion auf Schönefeld - mit dem Ausbau, den es schon vorher zu wenig gab, ist es definitiv zu wenig, wenn die Hälfte der Eupener Bevölkerung Sport treibt und in einer Pandemie sich noch mehr bewegen sollte. Somit glaube ich, dass da noch jede Menge im Raum steht, wofür gestritten werden muss. Außerdem ist das alte Schwimmbad doch bei weitem ein Schandfleck."
Mit seiner Expertise bleibt Thomas Pötgen der Sportwelt aber nach wie vor erhalten. Über sein ehemaliges Mandat im Sportrat ist er auch bei LOS aktiv. Seit dem Rücktritt von Achim Pitz aus dem geschäftsführenden Verwaltungsrat von LOS ist er dort seit November auch als Kassierer tätig. "Natürlich wird man jetzt sehen, was dann bei den nächsten Wahlen im April oder Mai noch sein wird. Und ja, ich freue mich drauf."
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