Es war die Überraschung bei den Sanierungsarbeiten: Hinter dem ausgeräumten Fugenmauerwerk im Inneren des großen Westturms kam ein weiterer, älterer Turm zum Vorschein.
"Da der Turm über Jahrhunderte verborgen war, ist er in sehr gutem Zustand. Das Mauerwerk ist in Ordnung, die Fugen scheinen in Ordnung, sodass die Entscheidung gefallen ist, dass wir den ganz abtragen", erklärt Architekt Ernst Mennicken.
Die Sanierung hat neue Erkenntnisse über die Baugeschichte der Burg gebracht, die für den Raerener Architekten besonders spannend sind. "Die ursprüngliche Turmhöhe war nur halb so hoch wie jetzt. Der Turm gehörte wohl zum ehemaligen Küchentrakt im 14. Jahrhundert und war, vermuten wir, durch ein kegelförmiges Schieferdach abgedeckt."
Im Herbst vergangenen Jahres wurde mit den Arbeiten am Westturm begonnen. Gleich zu Beginn die erste Überraschung: "Wir haben die Fugen herausgenommen, da kamen uns Steine entgegen, die von Hand ausbaubar waren. Es war noch schlechter, als das beim Gutachten festgestellt wurde."
Bevor vor drei Jahren mit den Sanierungsarbeiten begonnen wurde, hat Ernst Mennicken ein Gesamtgutachten über den Zustand der Burg gemacht. Mit Leitern und Hubwagen hat er die Fassaden begutachtet. Soviel war schon von außen erkennbar: Das Bauwerk war in einem sehr schlechten Zustand.
Die Entscheidung, den Turm in den Ursprungszustand von 1543 zu versetzen, ist mit höheren Kosten verbunden. In den Augen der Gemeinde ist es die historische Burg wert, erklärt Bauschöffe Mario Pitz: "Die einen nennen es Fass ohne Boden. Ich würde es nachhaltige Sanierung nennen."
Der erste Teil der Sanierung ist bereits abgeschlossen. Der Torbogen am Eingang der Burg ist so gut wie fertig. "Das Außenmauerwerk ist komplett abgetragen worden, weil es sich ausbeulte. Im Inneren des Mauerwerks waren Hohlräume entstanden von bis zu 20 Zentimetern Luft. Über kurz oder lang wären Gefahren für die Menschen zu erwarten gewesen. Es war zum Schluss bedenklich geworden, sodass man etwas tun musste", so der Architekt.
Handarbeit
Dabei ist reine Handarbeit von Fachleuten gefragt. Steinmetze sind hier am Werk: "Auf der Innenseite war der Torbogen durch eine alte Eisenbahnschiene abgefangen, die wahrscheinlich irgendwann durch eine Notreparatur da reingekommen ist. Wir haben dann im Inneren einen neuen Bogen angefertigt, wie er ursprünglich war. Der Turm ist Stein für Stein abgetragen worden, jeder Stein nummeriert, fotografisch festgehalten worden, und dann wieder Stein für Stein aufgebaut worden", so Mennicken.
Die Arbeiten am Turm werden fortgesetzt, sobald die Deutschsprachige Gemeinschaft ihre Genehmigung erteilt hat. Dann müssen noch Steine ausgetauscht werden und neu verfugt werden - mit einem angepassten Mörtel, der historisch belegt ist. Zum Schluss werden dann noch die Fassaden der Burg in Angriff genommen, damit das historische Wahrzeichen der Gemeinde Raeren noch lange erhalten bleibt.
Michaela Brück