Es ist schon etwas her, seit Angelika Hoffmann in ihrer alten Heimat in Born war. Wegen Corona sind seit ihrem letzten Aufenthalt immerhin zwei Jahre vergangen. "Ich bin seit drei Wochen jetzt hier und ich bin zuerst einmal gekommen, weil die VoG Haiti-Farnières ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Am 2. und 3. Oktober haben wir das gefeiert und deshalb bin ich auch jetzt gekommen."
Neben diesem besonderen Anlass nutzt Angelika Hoffmann die Rückkehr nach Ostbelgien für Besuche bei Vereinigungen und privaten Unterstützern oder auch in der Schule ihres Heimatdorfes Born, die sich ebenfalls für ihre Projekte eingesetzt hat.
Solidaritätsmarsch
Am kommenden Sonntag (17. Oktober) marschiert sie mit beim "Solidaritätsmarsch" der Weltläden Eupen, Eynatten und Weywertz. Dieser findet zugunsten der Projekte von Angelika Hoffmann statt und startet ab 13 Uhr am Pfarrheim in Weywertz. "Sie haben den Marsch genau dann gelegt, weil sie wussten, dass ich in Ostbelgien bin. Dann können auch die Leute zu mir kommen und ich werde auch wieder ein wenig erklären", so die Krankenschwester.
Zu erklären gibt es eine ganze Menge, denn hier hören die meisten nur dann von Haiti, wenn es dort Naturkatastrophen oder politische Unruhen gibt. "Ich bin im Nordosten des Landes. Wir bekommen alles mit, aber es hat keinen wirklichen Einfluss auf meine Arbeit dort. Die Ermordung des Präsidenten spielte sich ja in der Hauptstadt Port-au-Prince ab, wo es sehr unruhig ist im Moment. Und das Erdbeben von Mitte August haben wir im Nordosten gespürt, aber die Schäden gab es vor allem im Süden. Also wir sind im Nordosten weniger betroffen."
Landwirtschaftsprojekt
Im Moment arbeitet Angelika Hoffmann daran, einen landwirtschaftlichen Betrieb auf die Beine zu stellen: "Das Ziel von diesem Projekt ist, dass Jugendliche, die fertig sind mit ihrem Studium in der landwirtschaftlichen Schule, zu uns kommen können, um zu lernen, ein Unternehmen zu führen - also finanziell, technisch und administrativ gesehen."
Anzupacken gibt es auch für Angelika Hoffmann genug: "Wir haben das Grundstück gekauft, dann haben wir die Umzäunung gemacht. Wir haben den ersten Brunnen gebohrt und jetzt sind wir dabei, die ersten Obstbäume anzupflanzen."
Entwicklungshilfe
Angefangen hatte die gelernte Kinderkrankenschwester das Engagement für die Menschen in Haiti in ihrem Fach: "Ich war davor acht Jahre lang in der Krankenpflegeschule tätig, aber das habe ich jetzt letztes Jahr aufgegeben, denn sie müssen auch lernen, selbst vorwärts zu gehen. Am Anfang wollten sie noch nicht, dass ich gehe, aber ich bin ja noch immer da. Notfalls bin ich bereit, einzugreifen."
Diese Form von Entwicklungszusammenarbeit trifft auch auf das aktuelle Landwirtschaftsprojekt zu. "Also das ist jetzt meine Mannschaft: ein Agronom und zwei Schüler, die die landwirtschaftliche Schule beendet haben, ein Bauer aus der Gegend und weitere Jugendliche. Aber wir arbeiten so, dass das Projekt auch ohne mich läuft. Jetzt bin ich fünf Wochen nicht da, aber das Projekt geht weiter", so Angelika Hoffmann. "Das Ziel ist, dass, wenn ich vielleicht in zehn, 15, 20 Jahren nicht mehr da bin, das Projekt immer noch besteht."
Schüler unterstützen
In eine ähnliche Richtung gehen auch die Schulpatenschaften über die VoG Haiti-Farnières. "Wir haben ungefähr 250 Patenschaften. Also wir unterstützen Kinder in gewissen Schulen, die im ganzen Land verteilt sind, vom Norden bis zum Süden, vom Osten bis zum Westen. Und wir unterstützen diese Schüler bis zum dritten Mittelschuljahr. Aber wenn es Schüler sind, die wirklich sehr gute Noten haben, dann unterstützen wir auch noch weiter", so Angelika Hoffmann.
Dabei spielt auch die Infrastruktur mit Schulbauten eine Rolle: "Jetzt mit dem Erdbeben vom August werden wir auch in einer Schule eingreifen, die große Schäden davongetragen hat. Sie hat uns um Hilfe gebeten und wir werden da wahrscheinlich helfen."
Gleich nach ihrer Rückkehr wird Angelika Hoffmann dieses neue Projekt begutachten, denn der Lebensmittelpunkt von Angelika Hoffmann ist und bleibt Haiti. Ende Februar wird sie dort schon seit zehn Jahren leben: "Hier in Ostbelgien ist zwar meine Heimat, aber Haiti ist eine Herzensangelegenheit. Man weiß nie, was das Leben uns bringt, aber ich hoffe, dass ich noch lange in Haiti leben kann, auch wenn das Land sehr unsicher ist. Ich fühle mich in Haiti zu Hause."
Stephan Pesch