Für viele Jugendliche ist es ein großer Traum: Rein in die riesigen Traktoren und ab aufs Feld. Die Landwirtschaft hat eine gewisse Faszination und wer die Möglichkeit hat, lernt das Traktorfahren schon früh - auf dem Feld.
Auf der Straße ist das Fahren ohne Führerschein aber nicht erlaubt. Also muss man erstmal Platz auf dem Beifahrersitz nehmen. So auch Tim Schüer, der seinem Vater den Vortritt auf der Straße lassen muss. Tim möchte dementsprechend einen Führerschein machen, aber das geht nicht mehr so einfach, denn eine Fahrschule gab es bis jetzt nur in Eupen und in den nächsten Jahren ist das selbst hier nicht mehr möglich.
"Leider haben wir aus gesundheitlichen Gründen seit dem 1. Juli aufgehört, praktischen Unterricht für den Traktorführerschein zu geben", sagt Rainer Theis von der Fahrschule Theis. "Wegen Personalmangels kann ich auch keinen anderen Fahrlehrer abkommandieren und auf die Traktoren setzen, weil der mir dann bei den Autoführerscheinen fehlt."
Für viele Jugendliche ist das jetzt ein großes Problem. Ab dem Alter von 15 Jahren und neun Monaten dürfen sie die theoretische Prüfung ablegen, mit 16 dann die praktische. Aber ohne Fahrschullehrer dürfen sie offiziell nicht auf die Straße. Wie soll man dann eine Fahrprüfung in der Eupener Innenstadt ablegen?
Daneben ist aber auch klar: je älter die Jugendlichen werden, desto mehr wollen sie machen und desto mehr müssen die Eltern das Ganze organisieren, solange die jungen Traktorfahrer keinen Führerschein haben.
"Wenn es weiter weg ist, dann fährt man den Traktor zum Feld, lässt uns Kinder dann da fahren und wenn wir fertig sind nach drei bis vier Stunden dann rufen wir an und dann kommen die wieder alles holen", schildert es Tim Schüer. "Einer fährt dann den Traktor und einer uns dann nach Hause."
Wie Tim Schüer geht es momentan so einigen Jugendlichen in der Region. Im Notfall könnten die Jugendlichen versuchen, den Führerschein bei der Autosécurité zu bestehen. Dazu brauchen sie dann aber auch einen passenden Traktor mit Anhänger und den hat auch nicht jeder persönlich.
Außerdem fehlt dann immer noch die Routine, in der Stadt zu fahren. Da hilft auch nicht das Fahren auf dem Feld, auch wenn sie praktische Erfahrung mit den Traktoren gesammelt haben. Dessen ist sich auch der Vater von Tim, Michael Schüer, sicher.
"Praktische Erfahrung auf dem Feld ja, aber in der Stadt nicht. Das müssen die noch alles lernen. Die Verkehrsschilder, die Geschwindigkeitsbegrenzung, Rechts vor Links, und so weiter. Das müssen die lernen um auch damit umgehen zu können im Verkehr."
Immerhin lässt Fahrlehrer Reiner Theis mit einer Feststellung auf Besserung für die Jugendlichen in Zukunft hoffen: "Bis jetzt hatten wir sehr viel Nachfrage und es gibt auch jetzt noch Nachfrage für praktischen Unterricht, aber wie bereits gesagt, wir können es im Moment nicht anbieten. Sollte sich bei uns der Personalmangel regeln, dass wir mehr Fahrlehrer einstellen, dann werde ich es wahrscheinlich auch wieder anbieten können, aber das wird nächstes Jahr sicher nicht der Fall sein."
Also besteht die Möglichkeit, dass in Zukunft wieder praktischer Fahrschulunterricht bei der Fahrschule Theis stattfinden kann - auch wenn es vielleicht noch das ein oder andere Jahr dauert. Bis dahin heißt es dann wohl weiterhin am Rande der Wiese: Jugendlicher raus und Fahrertausch. Für die kommenden Jahre müssen Erwachsene also weiterhin die jungen Traktorfahrer zu den Wiesen fahren.
Robin Emonts
Das macht die Sachen natürlich rund und spricht für diese Gegend hier in Ost Belgien.
Welche Region hätte sich diesen Zustand sonst noch erlauben können? Kann doch nicht der Ernst sein oder?