Rauskommen, Leute treffen, endlich wieder Abwechslung: Nach Monaten der Kontaktbeschränkungen und Ausgangsregeln tut genau das wohl jedem gut. Doch gerade die Jugend hat sich danach gesehnt. Denn die hat, in dem Punkt herrscht inzwischen Einigkeit, besonders gelitten.
Romeo, Aymen und Ibrahim können sich inzwischen wiedersehen. Sie sitzen gemeinsam am Kirchplatz in Kelmis. Um sie herum stehen Sofas, ein Kicker, es gibt Snacks und Getränke. Gemeinsam mit der Offenen Jugendarbeit haben sie ihren Treffpunkt nach draußen verlegt - mitten ins rege Markttreiben. Immer wieder schauen ältere Marktbesucher rüber, alleine schon die Musik sorgt für Aufmerksamkeit.
Die Idee dazu hatten die Jugendarbeiter der Gemeinde. Jugendschöffe Björn Klinkenberg unterstützt das Projekt. "Den Marktbesuchern soll als Message mitgegeben werden, dass die Jugend innerhalb der Gesellschaft einen ganz wichtigen Platz haben sollte - und das gerade am Tag der Jugend."
Jeder solle mitbekommen, dass Jugendarbeit stattfindet, so Björn Klinkenberg weiter. Und vielleicht diene die Initiative auch ganz einfach dazu, dass verschiedene Altersgruppen sich besser kennenlernen würden. Auch wenn das Kennenlernen zu Beginn noch verhalten ausfällt, aber es bleibt ja noch etwas Zeit. "Was ganz wichtig ist, ist dass die ältere Generation sich auch nochmal erinnert, dass sie selber mal jugendlich war, und dass man heutzutage als Jugendlicher vielleicht andere Bedürfnisse hat wie vor 20, 30 Jahren. Einfach diese Neugier wecken bei den Marktbesuchern und ins Gespräch kommen - dafür sind wir auch da", so Klinkenberg.
Die eigene Arbeit in den Vordergrund rücken und aufklären, neue Menschen erreichen. Genau das wollen die drei Jugendarbeiter Hadi Ramadani, Neil Xhonneux und Larissa Schmitz. "Dass es einfach ganz selbstverständlich ist, dass es Jugendarbeit gibt, dass Jugend ihren Platz hat. Dass die Jugend eben so ist, wie sie ist, ihren Raum braucht und ihre Bedürfnisse hat. Und dass da eben nicht so viele Barrieren wären zwischen Jugend und allgemeiner Bevölkerung - das wäre total schön", sagt Larissa Schmitz.
Da möchten die drei hin, wissen aber, dass der Weg noch lang ist. Auch, weil aktuell die Folgen der Lockdowns aufgearbeitet werden müssen. "Wir merken schon, dass jetzt zum Ende der Pandemie, des strengen Lockdowns, die Jugendlichen ein sehr hohes Bedürfnis haben, rauszukommen, miteinander sein zu können, mit Jugendlichen, aber auch mit uns, wieder ein regelmäßiges Miteinander zu haben, aber auch eine Stabilität aufbauen zu können", berichtet Larissa Schmitz. "Die Stabilität ist sehr verloren gegangen, indem einfach die Schule oder Hobbys nicht stattgefunden haben, sie sich nicht treffen durften und jetzt einfach wieder eine Basis brauchen."
Während der Einschränkungen haben die Jugendarbeiter aufsuchend gearbeitet. Auf den Straßen der Gemeinde sprachen sie junge Menschen an, stellten sich vor. So habe man täglich immer wieder neue Menschen kennengelernt und für das eigene Angebot begeistern können. Eine Arbeit, die auch in Zukunft beibehalten werden soll. Vor allem, weil das Angebot ankommt, wie einer der Jugendlichen erklärt: "Wir können uns mit den Mitarbeitern gut unterhalten. Wir verstehen uns gut. Wir kommen und treffen uns mit Freunden, das ist unser Treffpunkt. Wir haben Spaß mit den Mitarbeitern, spielen, zocken Fifa, alles Mögliche".
Den Kontakt zur Jugend suchen, eine Beziehung aufbauen, die Jugend in die Mitte stellen. Eine wichtige und notwendige Arbeit - nicht nur am Tag der Jugend.
Andreas Lejeune