Vor 76 Jahren fiel die Atombombe auf Hiroshima, wenige Tage später folgte Nagasaki. 100.000 Menschen starben unmittelbar, viele weitere folgten. Die Gefahr, die von Atomwaffen ausgehen kann, ist seitdem unbestritten. Eine Friedensbewegung aus Aachen hat sich zum Ziel gesetzt, für eine atomwaffenfreie Welt zu kämpfen. Eine demonstrative Kunstaktion am Dreiländereck hat das am Freitagmittag noch einmal untermauert.
Um kurz nach 12 Uhr am Dreiländereck ist es endlich soweit: Von drei Polizisten bewacht, steigen Mark Rutte, Angela Merkel und Alexander de Croo aus der dunkelroten Staatslimousine aus.
Zielstrebig nehmen die drei Platz und greifen zum Stift. Dann ist das Historische auch schon vollbracht: Die Niederlande, Belgien und Deutschland unterzeichnen den Atomwaffenverbotsvertrag. Dazu Bernd Bremen von der Deutschen Friedensgesellschaft Aachen: "Der Vertrag, der ist 2017 auf UNO-Ebene von über 122 Staaten beschlossen worden und sieht vor das Verbot von Produktion, Lagerung, Herstellung, Weitergabe und natürlich Einsatz von Atomwaffen. Also es ist ein völlig umfassendes Verbot."
Doch nach und nach wird klar: Das sind ja gar nicht Merkel, Rutte und de Croo. Die Merkel-Raute sitzt nicht ganz perfekt und das 'R' rollt de Croo auch nicht wirklich. Spätestens die übergroßen Papp-Gesichtsmasken sind verräterisch, denn hinter dem Gipfeltreffen steckt eine Kunstaktion.
Gefahr der Atomwaffen
Neben der Friedensgesellschaft unterstützt auch Pax Christi des Bistums Aachen die Aktion. "Wir haben das jetzt zum Anlass genommen, den 6. August, um da nochmal auf die Gefahr der Atomwaffen in dieser Region hinzuweisen, auf den Atomwaffenverbotsvertrag und dem Ganzen die Vision einer atomwaffenfreien Region entgegengestellt, mit der Unterzeichnung durch die drei Länderchefs", sagt Kristina Blömer, Referentin für Friedensarbeit.
Genau diese Unterzeichnung wünschen sich die Friedensaktivisten. Denn der Atomwaffenverbotsvertrag trat zu Beginn des Jahres in Kraft. Die Mitgliedsstaaten der Nato, darunter Belgien, die Niederlande und Deutschland, sträuben sich aber gegen eine Unterschrift. "Damit würden die ersten drei Nato-Mitglieder dann tatsächlich diese Verweigerer-Front durchbrechen", so Bernd Bremen von der Deutschen Friedensgesellschaft Aachen. "Und ich glaube, wenn der erste Domino-Stein gefallen ist, dass dann eben, wie beim Domino, die anderen Staaten sich auch mehr und mehr trauen, diesen Schritt der Vernunft einfach nachzuvollziehen."
Weitere Aktionen geplant
Auch sähe der Verbund die Investitionen in Rüstung gerne anderweitig investiert. Hier erinnert Bernd Bremen beispielsweise auf die Herausforderungen des Klimawandels oder aber den Welthunger. Er wünscht sich ein Umdenken: "Es ist einfach eine Sache, wo natürlich nicht nur auf politischer Seite dann ein Einsehen folgen sollte, sondern wo auch dann das Engagement und der Einsatz der Zivilgesellschaft gefordert ist, bis dass dieses Ziel erreicht ist."
Alleine schon in einem Umkreis von 100 Kilometern von Aachen sollen um die 60 Atomsprengköpfe gelagert sein, so die Aktivisten. Das Erreichen des Primärziels – eine atomwaffenfreie Region – wird die Problematik wohl kaum lösen. Jedoch habe man einen langen Atem, so Kristina Blömer abschließend: "Wir gehen ja auch nicht davon aus, dass das schnell passiert. Wir in der Friedensgesellschaft wissen, wir müssen lange, dicke Bretter bohren, bis wir dann auch zum Erfolg kommen."
Für den Erfolg arbeitet die Bewegung weiter, eine Unterschriftenaktion ist bereits im Gange. Hinzu kommt in naher Zukunft eine Menschenkette, die die Forderung untermauern soll.
Andreas Lejeune
Atomwaffen sind ein notwendiges Übel. Jahrzehntelang wurde so der Frieden in Europa gesichert. Das Gleichgewicht des Schreckens sorgte dafür. Die allgegenwärtige Angst vor einem Atomkrieg zwang alle Seiten zur Vernunft, hielt die Emotionen im Zaun.
Einseitige Abrüstung ist naiv. Einfach unrealistisch. Entweder rüsten alle ab oder keiner.