Mitten in Limbourg, auf dem Place Léon d'Andrimont, steht eine Bäckerei. Keine normale, sondern eine mobile. Aus dem Anhänger heraus werden hier Backwaren an die Bevölkerung verkauft. Damit ist die mobile Bäckerei die einzige Anlaufstelle im Dorf. Alle anderen Backstuben mussten in Folge der Hochwasser schließen.
Der Supermarkt konnte erst vor einigen Tagen wieder öffnen. Die Schäden sind enorm. Das verdeutlicht der Weg durch die Ortschaft direkt: Zerstörte Straßen, leerstehende Häuser, beschädigte Flussufer und Brücken. Und trotzdem habe die Gemeinde Glück gehabt, berichtet Stephen Bolmain, Schöffe der Gemeinde. Der Krisenstab um die Bürgermeisterin Valérie Dejardin habe sich früh um eine Evakuierung der Stadt gekümmert, so Bolmain. Dank dieser Initiative, habe man keine Menschenopfer zu beklagen.
Stephen Bolmain arbeitet gerade gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister Jacques Soupart im Kursaal, dem örtlichen Kulturzentrum. An den Wänden sieht man die Rückstände des Wassers. Eine Linie, etwas höher als anderthalb Meter zieht sich durch den gesamten Saal. Der Holzboden ist stark nach oben gewölbt. Neben dem Kulturzentrum standen auch die Gemeindeverwaltung, das ÖSHZ sowie das Sportzentrum unter Wasser.
Bis zu 1, 80 Meter hoch habe das Wasser gestanden, so Stephen Bolmain weiter. Hochwasser habe er schon erlebt. Das was jetzt passiert ist, sei aber unvergleichlich.
Ohne Vergleich sind auch die weiteren Schäden, die das Wasser hinterlassen hat. 1.200 Wohnungen sind beschädigt, die Gemeinde zählt gerade einmal 6.000 Einwohner. Gemeinsam mit dem ÖSHZ habe man bereits kurzfristige Lösungen gefunden, so Limbourgs Schöffe Stephen Bolmain. Nun brauche es aber langfristige Möglichkeiten der Unterbringung.
Unter den Betroffenen ist auch die Bürgermeisterin der Stadt, Valérie Dejardin. Auch sie packte in den ersten Momenten nach der Katastrophe mit an. Ähnlich wie viele weitere Helfer. Doch die erste Welle der Solidarität nehme langsam ab.
Unterstützung ist weiterhin willkommen. Ebenso wesentlich sei aber finanzielle Hilfe, appelliert Stephen Bolmain an die Wallonische Region. Denn die Aufräum- und Aufbauarbeiten werden noch dauern. Bis 2024 hoffe man fertig zu sein, hatte Limbourgs Bürgermeisterin verlauten lassen.
Doch es stellt sich auch die Frage, wie aufgebaut werden soll. Die Weser ist ein fester Bestandteil des Ortes. Der zukünftige Umgang mit dem Fluss ist entscheidend. Auch deshalb wüsste das Gemeindekollegium von Limbourg gerne mehr über die Hintergründe des Hochwassers.
Es gehe nicht darum, eine Person oder Institution zu beschuldigen, so Stephen Bolmain. Vielmehr wolle sowohl die Politik als auch die Bevölkerung verstehen. Verstehen, damit sich so etwas nicht mehr wiederholt und um beruhigt in die Zukunft zu schauen.
Andreas Lejeune