Die Flut ist vorbei, der Schaden ist angerichtet. Rudolf Westerburg ist Bürgermeister der Gemeinde Hellenthal. Er erinnert sich noch gut an den Moment, als er zum ersten Mal nach den Fluten durch seine Gemeinde fuhr. "Ich bin früh morgens, nachdem es hell wurde, im Schadensgebiet unterwegs gewesen. Es war eigentlich überall eine gespenstische Stille", erzählt Westerburg. "Die Leute hatten das Unfassbare eigentlich noch gar nicht so richtig wahrgenommen. Man sah also überall die ersten Leute draußen zusammenstehend. Da war man noch unfähig, irgendetwas an Hilfsmaßnahmen zu machen."
Einen Tag vorher wüteten die Wassermassen auch in der deutschen Eifel. Mehrere Orte der Gemeinde in zwei verschiedenen Tälern waren von den Überschwemmungen betroffen. "Wir hatten aufgrund der Regentage vorher schon erhöhte Wasserstände in den Bächen. Aber am Abend gegen etwa 20:30 Uhr hat sich dieses Hochwasser zu einer Sturmflut entwickelt. Das Wasser ist innerhalb von Minuten auf teilweise bis zu drei Meter hoch gestiegen in manchen Bereichen."
Das vorläufige Fazit: 400 betroffene Häuser, teils unbewohnbar, oder ganz weggerissen. Komplett eingestürzte Fußgängerbrücken, immense Schäden an der örtlichen Verkehrsinfrastruktur. Zwei Menschen verlieren ihr Leben.
Zu Beginn braucht es etwas Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Doch auf den Schock folgt die Solidarität. "Das was sie so im deutschen Fernsehen sehen, mit Blick auf die Katastrophengebiete auch an der Ahr, haben wir hier auch erlebt. Dass also neben Familienangehörigen, Freunden, Bekannten, Menschen von weit her gekommen sind, um einfach zu helfen."
Neben den Freiwilligen, darunter auch Unternehmen, wird das gemeindeeigene Personal mobilisiert. Die ortsansässige Rote-Kreuz-Gruppe versorgt mit Lebensmitteln. Hinzu kommt grenzübergreifende Unterstützung. "In der vergangenen Woche sind uns vier Mitarbeiter des Gemeindebauhofes aus Büllingen mit Gerät, also Radlader, LKW oder kleinerem Bagger zu Hilfe gekommen und haben unsere Leute hier unterstützt."
Rudolf Westerburg freut sich rückblickend über die Unterstützung der belgischen Nachbarn. Auch weil die Grenzgemeinde andernorts vergessen wurde. "Bundeswehr oder THW waren in dieser Nacht und auch in den Tagen danach hier nach Hellenthal nicht zu bekommen. Sie waren an anderer Stelle eingesetzt. Weil wir ganz im Süden des Landes NRW liegen, geht das dann auch mal so ein bisschen unter. Das heißt, wir sind viele Tage gänzlich auf uns allein gestellt gewesen."
Nun geht der Blick nach vorne. Zuerst muss, wie auch in Ostbelgien, der Schutt weggeschafft werden. Anschließend gilt es, Straßen frei zu machen und instand zu setzen. Viele Schäden werden erst im Laufe der Arbeiten sichtbar. Millionen Euro wird das brauchen, ist sich Hellenthals Bürgermeister sicher. Eine Aufgabe, die Jahre dauern wird und Weitsicht verlangt. "Dazu kommt gleichzeitig die Sorge der Bevölkerung, was ist, wenn es wieder stärker regnet. Also müssen wir jetzt auch gleichzeitig starten, hier in NRW Hochwasserschutzmaßnahmen voranzutreiben - und zwar deutlich schneller, als das in den vergangenen Jahren der Fall gewesen ist."
Andreas Lejeune
Herzlichen Dank , es ist nicht selbstverständlich Hilfe zu bekommen , in welcher Form auch immer. Einfach super von euch diese Solidarität aus der Gemeinde Büllingen.