Klimawandel, Black Lives Matter, Gendern – es gibt viele Themen, an denen sich die Gesellschaft aufreibt. In all diesem Durcheinander aus Tweets, Parolen oder Slogans seinen eigenen Standpunkt vorzubringen, ist nicht einfach. Genau dieser Aufgabe haben sich am Wochenende acht junge Menschen gestellt. Im Finale der diesjährigen Rhetorika kämpften sie um die beste Rede.
Erst wenige Stunden vor dem eigentlichen Finale dürfen die sieben Finalistinnen und ein Finalist sich für eines von drei vorgegeben Themen entscheiden. Unter Zeitdruck müssen sie dann recherchieren, eine fundierte Rede verfassen und auswendig lernen. Eine Herausforderung, die rückblickend jeder mit Bravur bestand.
Bildungsministern Lydia Klinkenberg hatte den Juryvorsitz inne und zeigte sich beeindruckt. "Ich glaube jede einzelne Rede war wirklich hervorragend. Das waren ganz tolle Beiträge, fesselnde Beiträge. Sehr unterschiedlich. Manchmal lustige Töne, dann wieder sarkastische Töne. Aber trotzdem war, glaube ich, jeder einzelne Beitrag richtig gut und alle acht Finalisten haben das ganz toll gemacht."
Die junge Musikerin Jana Laschet aus Eupen stimmte musikalisch auf das Event ein. Ben Feyen, Poetry Slammer aus Wallerode, eröffnete dann den rhetorischen Teil der 25. Ausgabe des von Ocarina organisierten Rednerwettbewerbs. Mit Wortgewandtheit, Schnelligkeit und Dichte zog er das Publikum ein erstes Mal in den Bann. Anschließend war es an den Finalisten, es ihm gleich zu tun.
Gendergerechte Sprache
Mariah Leyens aus Schoppen widmete sich der gendergerechten Sprache mit ihrer Rede zum Thema "Genderst du noch oder sprichst du schon?". Immer wieder wandte sie sich ans Publikum, stellte Fragen und zeigte Generationenunterschiede auf. Ihre Positionierung in der Debatte würdigte die Jury mit einem dritten Platz.
Die Zweitplatzierte Laura Wiens aus Honsfeld nahm das 101-jährige Jubiläum Ostbelgiens in ihre Rede auf. Mit dem ein oder anderen Augenzwinkern verglich sie die DG mit anderen Teil- oder Nachbarstaaten und konnte so herausstellen, was Ostbelgien ausmacht.
Mit Wortwitz und Selbstironie brachte Laura Wiens das Ostbelgier-Sein auf den Punkt: "Ich kenne die Belgier aber, möchte ich behaupten, inzwischen so gut, dass ich einen Vergleich zwischen den Ostbelgiern und den anderen Belgiern anstellen kann. Um heute Abend festzustellen, wie belgisch die Ostbelgier tatsächlich sind, möchte ich versuchen, die typisch belgischen Klischees auf die Ostbelgier anzuwenden."
Starke Konkurrenz
Der erste Platz der Jurywertung ging an Ellen Theissen aus Manderfeld. "Body positivity – Wenn's ungesund wird" lautete der Titel ihrer Rede. Über angebliche Schönheitsideale und den Druck sozialer Medien führte die Abiturientin hin zur Akzeptanz aller Körper. Gleichzeitig konnte sie aber auch die Probleme der Bewegung aufzeigen.
Mit dem ersten Platz gerechnet hat Ellen Theissen nicht. "Während der Rede habe ich mich eigentlich sehr wohl gefühlt. Natürlich war da ein gewaltiges Lampenfieber, vor so vielen Menschen zu sprechen. Aber ja, ich war sehr zufrieden mit meiner Vorstellung, deswegen hatte ich ein gutes Gefühl. Aber wie schon gesagt, niemand konnte damit rechnen, auf dem Podiumsplatz zu stehen, weil eben die Konkurrenz sehr stark war."
Publikumspreis
Tom Ernst war der einzige Mann im Finale. Auch musste er seine Rede als letztes vortragen. Er besprach das sensible Thema Burn-Out. Beim Publikum kam sein Beitrag am besten an. Der Raerener gewann den Publikumspreis.
"Ich habe versucht, es auch nicht zu negativ rüberzubringen. Weil man da auch eine gewisse Balance finden muss, um nicht die ganze Stimmung komplett runter zu ziehen, sondern die Leute dann noch von den eigenen Argumenten zu überzeugen", so Tom Ernst aus Raeren.
Auch wenn es am Ende Bestplatzierte gab, Gewinner waren an diesem Abend alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das betonte die Jury. Das Publikum widmete jedem Beitrag viel Applaus.
Der Abend wird in Erinnerung bleiben, vor allem Gewinnerin Ellen Theissen wird gerne zurückblicken. "Also für mich ist und bleibt die Rhetorika ein Erlebnis, das ich jedem empfehlen kann. Natürlich hat Corona das Team vor einige Herausforderungen gestellt, was auch schade war, ist, dass die Vorseminare online stattfinden mussten", so die Erstplatzierte. "Das heißt am Donnerstag bei der Generalprobe haben wir Finalisten uns das erste Mal wirklich kennengelernt. Das war eine sehr positive Erfahrung, wir haben uns alle super verstanden. Also ich geh mit einem ganz guten Gefühl und einem sehr positiven Eindruck hier raus."
ale