"Das alles war nicht einfach zu stemmen", blickt Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz auf das Corona-Jahr 2020 zurück. Er ist Präsident des Verwaltungsrates der Interkommunalen Vivias.
Bei der Generalversammlung geht es in der Regel um die Geschäftsberichte und Ergebnisse. "Finanziell gesehen war es dann doch nicht so schlecht", so Wirtz. "Wir haben 434.000 Euro Defizit gefahren im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019, wo das Defizit noch bei 996.000 Euro gelegen hat."
Unkomplizierte Hilfe der DG
Wie lässt sich diese günstige Entwicklung gerade in schwierigen Zeiten erklären? "In erster Linie aufgrund einer Zuschussgarantie und anderer Zuschüsse der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Bei der Einrichtung der Corona-Station, der Isolierstation und Quarantänestation ... da hat uns die DG sehr unkompliziert geholfen", hebt Friedhelm Wirtz hervor.
Das spiegele sich eben in den Zahlen wider: "Ich rede von plus minus 500.000 Euro, die wir sicherlich auf der Defizit-Seite dazu zählen müssten, wenn es denn nicht die Deutschsprachigen Gemeinschaft gegeben hätte."
So seien die Fördermittel so bezahlt worden, als wenn alle Betten immer belegt gewesen wären, obschon das wegen Corona nicht der Fall war.
Fachkräftemangel in der Pflege
Das laufende Jahr ist halb um. Für Friedhelm Wirtz und Vivias ist es aber schwierig abzuschätzen, wie die kommenden Monate aussehen werden: "Die Entwicklung bei den Corona-Zahlen ist sehr gut, auch was unsere drei Niederlassungen betrifft", sagt Wirtz und meint die Seniorenheime in St. Vith und Bütgenbach und das Psychiatrische Pflegeheim in St. Vith. "Wir hoffen, dass es sich irgendwann komplett normalisiert. Dann dürfte auch der Betrieb als solcher wieder ganz normal vonstatten gehen."
Wenn alle Betten belegt seien, ließen sich auch die Finanzen wieder verlässlicher planen. "Momentan ist das alles noch sehr schwer. Aber wir denken doch, dass wir in der zweiten Jahreshälfte etwas Licht am Ende des Tunnels sehen."
Schwierig ist nicht nur bei Vivias der Fachkräftemangel in der Pflege: "Das ist momentan eines der größten Probleme", räumt Wirtz ein. "Es gibt gesetzliche Vorgaben, die uns verpflichten, gewisse Berufszweige präsent zu haben, die aber auf dem Markt momentan nicht da sind."
Wegen der Corona-Situation seien in den vergangenen Monaten auch Mitarbeiter krankheitsbedingt ausgefallen, andere mussten dafür mehr Stunden leisten. "Also wir sind da in einem System drin, wo wir so einfach nicht rauskommen, wenn denn nicht irgendwo zusätzliches Personal zu finden ist."
Momentan behelfe sich die Interkommunale mit Interims-Kräften: "Aber auch da ist es schwierig. Erstens kommen die Leute in der Regel aus dem Lütticher Raum, sind der deutschen Sprache nicht mächtig, was in unseren Niederlassungen natürlich von größter Bedeutung ist. Und nicht alle sind gewillt, die Entfernungen auf sich zu nehmen: von Lüttich bis St. Vith oder Bütgenbach, das ist nicht gleich nebenan. Sie kommen dann ein paar Tage und dann halt nicht mehr."
Ohne zusätzliche neue Kräfte werde es auf Dauer nicht machbar sein, so Wirtz.
Stephan Pesch