Erst vor einigen Monaten ist die Dialyse-Station des St. Nikolaus-Hospitals umgezogen. Sie befindet sich nun im neuen Gebäudekomplex Z. Die Anlagen wurden modernisiert, auch sind neue Dialyse-Plätze dazugekommen. Inzwischen können elf Patienten gleichzeitig behandelt werden.
Den Umzug hat auch Joachim Weinberg mitgemacht. Seit drei Jahren ist er auf eine Dialyse angewiesen. An drei Tagen in der Woche kommt er zur Blutwäsche. Sein Verhältnis zu den Pflegerinnen und anderen Patienten ist familiär. "Wir sprechen viel zusammen über die Probleme, die man hat. Das Pflegepersonal ist perfekt, da kann man nur Danke sagen. Sie lesen einem wirklich die letzten Wünsche von den Lippen ab - auch die Ärzte. Das ist Wahnsinn, top. Die Station hier kann man nur loben. Das ist Wahnsinn."
Das Leben des 58-Jährigen muss um sein Behandlung herum organisiert werden. Es braucht Unterstützung und Flexibilität von allen Seiten. Dass die Behandlung in Eupen stattfindet, ist für Joachim Weinberg erleichternd. Vor 20 Jahren noch mussten Dialyse-Patienten nach Verviers oder Aachen ausweichen. Dr. Paul-Clément Guffens setzte sich lange für eine Station in Ostbelgien ein. "Ich habe hier 1988 als Internist angefangen mit dem Ziel, diese Dialyse zu entwickeln. Dann haben wir ungefähr 13 Jahre gekämpft, gemeinsam mit dem ehemaligen Direktor Willy Heuschen."
In den föderalen Ministerien musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, erinnert sich Dr. Guffens. Doch die Zahlen von heute geben der Initiative von damals Recht. Aktuell werden 33 Patienten in drei Schichten betreut, noch dieses Jahr soll eine vierte Schicht hinzukommen.
Diese Kapazitäten werden gebraucht, ist sich Dr. Grit Böckler sicher. Sie leitet, gemeinsam mit Dr. Abu Ayyach Anis, die Dialyse-Station des Eupener Krankenhauses. "Die Zahl der Dialyse-Patienten hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht. Das hängt damit zusammen, dass durch die Anwesenheit von nun zwei Nephrologen die Sprechstundenaktivität deutlich gesteigert werden konnte und dass Patienten hier am Eupener Krankenhaus nephrologisch betreut werden können, die früher vielleicht in andere Häuser nach Verviers, Lüttich, Malmedy gegangen sind."
Auch wenn die Dialyse-Station inzwischen ein fester Bestandteil des Eupener Krankenhausbetriebs ist - die Überzeugungsarbeit, die Paul-Clément Guffens vor mehr als 20 Jahren geleistet hat, wird auch heute noch gebraucht. "Ich glaube, dass man den Geldgebern, den Gesetzgebern immer wieder klarmachen muss, dass Gesundheit nicht ein Wirtschaftsfaktor ist, sondern dass es darum geht, die Gesundheit aufrecht zu erhalten", so Böckler. "Man sollte die Gesundheit nicht kaputt sparen. Das ist ein Thema, das in der Pandemie, in den vergangenen 14, 15 Monaten immer wieder zur Sprache kam und was auch davor schon ein Thema war. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass es kein Wirtschaftsunternehmen ist, was gewinnbringend arbeiten kann oder sich selber tragen kann."
Grit Böckler hofft, auch in Zukunft ihre Patienten in Eupen behandeln zu können. Sie ist stolz auf das patientennahe Team. "Wir arbeiten in einer sehr familiären Atmosphäre", betont sie. Was wohl auch daran liegt, dass die meisten der sieben Pflegerinnen bereits seit 20 Jahren Teil des Dialyse-Teams sind. Sie kennen ihre Patienten, darunter Joachim Weinberg, genau. Für ihn hat sich in den letzten Wochen einiges verändert. Er kommt inzwischen für eine Organspende in Frage. "Mein größtes Ziel ist, dass ich eine neue Niere bekomme. Das ist natürlich das A und O. Dann ist die Lebenserwartung ganz anders. Man ist viel flexibler und hat wieder ein richtiges Leben. Das ist mein Ziel und darauf arbeite ich hin."
Die Dialyse würde dann wegfallen. Bis es soweit ist, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Circa drei Jahre beträgt die Wartezeit in Belgien. Bis dahin arbeitet Joachim Weinberg weiter an seinem Ziel - gemeinsam mit den Pflegerinnen der Eupener Dialyse-Station.
Andreas Lejeune