Hier ist Corona weit weg. Weder Strauß noch Alpaka - keiner will hier vom Virus etwas wissen. Viel lieber genießen die Tiere die ersehnte Sonne. Doch so unbeschwert es auch aussieht, auch die Tiere hatten ihre Schwierigkeiten mit Corona. "Der Weg von meinem Büro zum Kinderbauernhof, an den Ziegen und Alpakas vorbei, dauert normalerweise vier Minuten. Im ersten Lockdown dauerte er schon eine halbe Stunde, weil alles bekuschelt werden wollte", erinnert sich Zoo-Direktor Wolfram Graf-Rudolf.
"Die Tiere haben das zu dem Zeitpunkt nicht verstanden. Es war Bombenwetter. Aber es war einfach keiner da. Im zweiten Lockdown war das jetzt gar nicht mehr so dramatisch."
Damit der BRF hübsche Foto- und Filmmotive bekommt, bringt eine Tierpflegerin den Kapuzineraffen eine extra Portion Futter. Normalerweise vermeidet der Tierpark solch kleine Showeinlagen, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Doch ansonsten ist hier alles ziemlich normal. Die Besucher wissen es zu schätzen: "Es ist das erste Mal, dass wir wieder hier sind", freut sich Waltraud aus Aachen. "Wir sind sehr glücklich und wir sind fasziniert von den ganzen Tieren."
So geht es auch dem siebenjährigen Jonathan aus Freiburg: "Ich glaube, ich war zum letzten Mal im Tierpark als ich fünf Jahre alt war", sagt er.
Eine Anmeldung auf der Internetseite genügt und schon steht einem Besuch im alt bekannten "Drimborner Wäldchen" nichts mehr im Wege. Seit dieser Woche braucht es keinen Corona-Test mehr, um den Euregiozoo zu besuchen.
"Wir haben auf der Internetseite geguckt und uns gefreut, dass man keinen Test brauchte", berichtet Martina, die Mutter von drei Kindern ist. "Sonst weiß ich nicht, ob wir das gemacht hätten - mit den Kindern. Alle testen lassen. Und dass die Maske freiwillig ist, ist auch angenehmen, wenn man hier draußen unterwegs ist."
Nur dort, wo es eng wird oder in geschlossenen Räumen muss die Maske noch getragen werden. Klar, gelten auch hier die gängingen Abstands- und Hygieneregeln. Der Streichelzoo und der Kiosk sind weiterhin geschlossen. Die Ponys müssen ohne kleine Reiter klar kommen. Doch immerhin: Jetzt sind die Besucher wieder da. So wie Melissa aus Eschweiler mit ihrem Sohn Fabio: "Der Kleine kann endlich mal wieder Tiere gucken und endlich mal was anderes sehen, als Menschen mit Masken", sagt sie.
Jetzt darf auch der kleine Fabio wieder zu den Ziegen. Fast sieben Monate war das zwischen März 2020 und März 2021 nicht möglich. Harte finanzielle Einschnitte waren damit verbunden. "Die Gelder sind natürlich für den laufenden Betrieb drauf gegangen. Aber wir haben eine gigantische Unterstützung aus der gesamten Euregio bekommen", freut sich Direktor Wolfram Graf-Rudolf.
"Aus der Stadt, aus der Städteregion, aus dem belgischen und holländischen Raum haben uns viele mit Patenschaften oder dem Erwerb von Jahreskartengutscheinen unterstützt. Da kriege ich jetzt noch Gänsehaut. Das ist einfach wunderschön, das zu spüren."
Der Alltag kehrt langsam zurück. Doch ein Schild am Eingang des Tierparks irritiert: "Corona-Helden-Platz" steht da - in Erinnerung an all die Pfleger und Helfer in der Krise. Die Helden das Alltags. So ganz ist Corona eben doch nicht weg.
Wer den Aachener Tierpark "Euregiozoo" besuchen möchte, kann sich online anmelden. Ein negativer Corona-Test ist für einen Besuch zumindest aktuell nicht mehr nötig.
Simonne Doepgen