Vor 135 Jahren ist es als "Haus des Handwerks" eingeweiht worden. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Kolpinghaus in der Bergstraße zum sozialen und kulturellen Treffpunkt der Eupener. Einer der Höhepunkte im Programm des Kolpinghauses war jedes Jahr die große Karnevalsparty, zu der sich Hunderte Gäste im Festsaal versammelten.
Zuletzt hatte die Musikakademie hier ihren Standort. Nach ihrem Auszug soll wieder mehr Leben in das Kolpinghaus kommen. Die Stadt Eupen hat sich dafür einen neuen Partner mit ins Boot geholt: die VoG Eastbelgica.
Vereine
"Das oberste gemeinsame Ziel sind die Vereine", betont Kulturschöffe Philippe Hunger. "Ich sage immer: Eine Stadt ohne Vereine ist ein Haufen Steine. Und in den Gesprächen mit Eastbelgica wurde schnell klar, dass wir das gleiche Ziel haben: den Vereinen hier wieder ein Zuhause zu bieten und manchem Verein unter die Arme zu greifen, neue Mitglieder zu finden und das Vereinsleben attraktiver zu gestalten."
Die Vorstellungen der Stadt Eupen passten gut ins Konzept von Eastbelgica. Die VoG hatte sich letztes Jahr als Kulturnetzwerk neu aufgestellt und will frischen Wind in die Eupener Kulturszene bringen. "Weil die Vereine die Basis dieser Kulturszene sind und hier im Kolpinghaus viele proben, passte das sehr gut in unsere Strategie, die Verwaltung des Gebäudes zu übernehmen, um Vereinen angemessenen Rahmen und Veranstaltungen zu ermöglichen", sagt Eastbelgica-Geschäftsführer Simen van Meensel.
Zusammen mit dem Hausmeister will der neue Verwalter das Kolpinghaus auf Vordermann bringen. In Eigenregie sollen Räume gestrichen und das Foyer aufgefrischt werden.
Multifunktionalität
Auch inhaltlich gibt es schon Ideen. "Der Schwerpunkt liegt bei den Vereinen, aber die sind ja in der Regel nur abends oder an den Wochenenden hier. Tagsüber gibt es noch viel Freiraum", erklärt Van Meensel. "Hier stehen 1.600 Quadratmeter jeden Tag leer. Man kann die Räume zum Beispiel für Seminare und Workshops nutzen."
Zurzeit sind sieben Vereine im Kolpinghaus aktiv: Chöre, Orchester und eine Theatergruppe proben hier. In der Corona-Pandemie mussten allerdings die Stühle hoch gestellt werden. Die Krise ist aber auch eine neue Chance für das Kolpinghaus. "Trotz der coronabedingten Kulturpause haben wir immer wieder neue Anfragen erhalten, um Räume hier zu nutzen: Vereine oder Privatleute, die Kurse geben möchten. Ich denke, gerade diese Multifunktionalität ist ein großer Mehrwert hier in diesem Haus", sagt Philippe Hunger.
Der Vertrag zwischen der Stadt Eupen und Eastbelgica wurde für fünf Jahre geschlossen. Nach acht Monaten werden die Partner ihre Zusammenarbeit bewerten. Für die Probezeit wird ein Funktionszuschuss von 27.000 Euro festgelegt. Der jährliche Funktionszuschuss soll im Anschluss beschlossen werden.
Bei Eastbelgica sieht man die Zukunft des Kolpinghauses optimistisch. Es hat schon erste Gespräche mit Eupener Vereinen gegeben. "Allgemein wird es sehr gut aufgenommen. Viele haben uns gratuliert", berichtet Simen van Meensel. "Von manchen Vereinen wurde signalisiert, dass sie als Partner zur Verfügung stehen, um sich zum Beispiel im Rahmen einer Arbeitsgruppe gemeinsam Gedanken zu machen über die Zukunft."
Pop-up Event Location im Eupen Plaza
Die VoG Eastbelgica hat noch ein zweites Standbein in Eupen: die Pop-up Event Location im Eupen Plaza. Die soll vorerst weiter bestehen.
"Die beiden Angebote sind komplementär", erklärt der Eastbelgica-Geschäftsführer. "Wir können kleinere Veranstaltungen hierher verlegen. Hier haben wir auch unser Büro. Größere Veranstaltungen können wir dann in der Pop-up Event Location machen, auch wenn Vereine etwas Außergewöhnliches planen. Wenn der Saal hier zu klein wäre, steht in der Bahnhofstraße eine gute Alternative zur Verfügung."
Kegelbahn
Auch die kleinen Vereine sollen weiter ihren Platz im Kolpinghaus haben. Die Kegelfreunde können es schon kaum abwarten, Dienstagabends wieder die Kugel zu schwingen.
Michaela Brück