"In meinem Regenmesser waren es im Mai 53 Liter. Heute Morgen hat es hier heftig geregnet. Da sind nochmal acht Liter hinzugekommen. Da sind wir bei gut 60 Liter", sagt Marc Schröder, Berater beim Bauernbund. Das ist für die erste Maihälfte eigentlich nicht so viel, zumal nach einem sehr trockenen Monat April. Deshalb dürfe es ruhig noch mehr regnen.
Auch mit Blick auf die vergangenen Jahre, die viel zu trocken waren, müsste man sich ordentliche Wasserreserven für den Sommer wünschen - weil man ja nicht weiß, wie viel Niederschlag es bis dahin noch geben wird.
Doch die Landwirte sind gespalten. "Auf der anderen Seite haben wir einen späten Start in die Vegetation, weil es sehr lange kühl war. Gerade in der Eifel mit den starken Nachtfrösten, die das Wachstum sehr stark gebremst haben", so Marc Schröder.
"Man wünscht sich trockenes, warmes Wetter, damit das Wachstum richtig in Gang kommt und die Tiere auf die Weide kommen. Denn die Futterreserven in den Betrieben sind seit dem letzten Jahr knapp und viele zählen noch die Tage, wo sie Futter für ihre Tiere haben, und dann müsste was anderes her."
Im Eupener Land ist die Vegetation schon weiter vorangeschritten als in der Eifel. Dort ist das Gras so gut gewachsen, das man schon mit dem ersten Schnitt für die Silo-Ernte hätte beginnen können. "Jetzt kommt das Gras in ein Stadium, wo es nicht mehr so verdaulich und damit nicht mehr so wertvoll für die Tiere ist. Aber bei den Wetterbedingungen kann man jetzt natürlich nicht an Ernte denken. Das ist unmöglich."
"Da würde man sich ein paar Tage trockenes Wetter wünschen, damit die Fläche trocknen kann und man unter vernünftigen Bedingungen ernten könnte. Dann hätte man danach auch wieder schnell einen guten Aufwuchs für die Tiere, die das dann beweiden könnten."
Auch in Flandern macht das Wetter dem Grünland zu schaffen. Dort stand vielerorts bereits die erste Ernte an. "Da haben sich die Landmaschinen zum Teil fest gefahren, weil dort das Wasser stand. Da sind zum Teil sehr schlechte Qualitäten geerntet worden."
Die Ackerbauern freuen sich unterdessen über den Regen. "Dass die Saaten jetzt genug Niederschläge bekommen und die Böden sich weiter mit Wasser sättigen können und in den Böden Reserven aufbauen können, und man für die nächsten Wochen einen Puffer hat. Das Wintergetreide hat sich auch bei den kühlen Temperaturen gut entwickelt. Von daher ist man mit der Situation nicht unzufrieden."
Mehr Sorgen als die aktuelle Wettersituation macht der Landwirtschaft die langfristige Veränderung des Klimas, so Marc Schröder, nämlich das Ausbleiben von Niederschlägen und die allgemein ansteigenden Temperaturen.
"Und deshalb höre ich von vielen Landwirten: In ein paar Wochen sind wir vielleicht froh, dass wir diese Niederschläge hatten, um Reserve im Boden zu haben. Die Wahrnehmung bei den Landwirten ist schon eine andere geworden durch die Erfahrungen der letzten Jahre."
Michaela Brück
Zum Normalzustand gewordene Wetterextreme wie zu viel Regen und zu viel Extremhitze im Sommerhalbjahr sind schädlich für die Landwirte, allgemein schädlich für alle Menschen und Tiere.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch Ausfall der Ernte, Waldsterben und Arbeitsunfähigkeit vulnerabler Personengruppen durch lange anhaltende Herbststürme als auch schwülheiße Luft bis ins Hochland der Eifel hat im deutschsprachigen Raum in den letzten 30 Jahren zu allen anderen gesellschaftlichen Veränderungen besorgniserregend zugenommen.