Für die Kulturliebhaber in der Vervierser Region ist das Grand-Théâtre seit Generationen der Kulturtempel schlechthin.
Aber nicht nur für sie, denn mittlerweile deckt man alle Sparten von gesellschaftlichen Ereignissen bis hin zu Musikshows und Vortragsreihen ab - und spricht somit auch alle Alters- und Bevölkerungsschichten an.
Es ist das Regionale Kulturzentrum von Verviers und Umgebung. Aber das altehrwürdige Haus an der rue des Artistes ist in die Jahre gekommen. Im Jahre 1892 im italienischen Stil gebaut braucht es dringend eine Grundsanierung innen und ein Facelift außen.
So will es die Stadtratsmehrheit aus Sozialisten und Liberalen und auch die Opposition aus Zentrumshumanisten und Grünen hat nichts dagegen einzuwenden. Das Vorhaben soll in den kommenden Jahren über die Bühne gehen.
Erste Schätzungen für die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes werden auf rund 15 Millionen Euro beziffert. Geld, das die Stadt angesichts der klammen Haushaltslage nicht hat.
Stadt Verviers geht neue Wege
Deshalb will man neue Wege gehen und hat dieser Tage beschlossen, eine Stiftung öffentlichen Interesses zu gründen. Das ist eine juristische Premiere - möglich geworden durch eine Änderung des Gesetzes über Gesellschaften ohne Erwerbszweck. Auch wenn die Arbeiten zu 60 Prozent bezuschusst würden, bleiben ansehnliche Beträge zu Lasten der Stadtkasse übrig.
Deshalb soll die neue Stiftung die Gelder zusammenbringen - in der Bevölkerung, bei den Gemeinden der Region, aber auch bei Sponsoren, Kulturmäzenen und in der Privatwirtschaft. Die Bürger der Stadt hatte man früher schon für andere Projekte gewinnen können, etwa für den Veranstaltungskomplex Espace Duesberg oder das Hôtel de Biolley.
Bürgermeister Claude Desama will das Projekt so schnell wie möglich angehen, denn er weiß, dass das seine Zeit braucht. Zuerst müssten Studien erstellt werden, bevor die Unternehmer anrücken. Er rechnet mit einem Vorlauf von vier bis fünf Jahren. Das würde zeitlich reichen, um das Geld für die Renovierung aufzubringen. Und bevor es an die Substanz geht, müssten ohnehin im kommenden Jahr vorgesehene Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden.
Multifunktionales Grand-Théâtre
Zugleich mit Grundrenovierung und Facelift will man den kulturellen Auftrag für das Haus neu definieren. Für Kulturschöffe Istasse liegt die wahre Herausforderung in der langfristigen Kulturphilosopie des Hauses und der Stadt überhaupt. Darüber soll eine Arbeitsgruppe in den kommenden Monaten grundsätzliche Überlegungen anstellen.
Istasse schwebt ein multifunktionales Konzept vor - mit einer Kongresshalle und mehreren kleineren Konzertsäalen. Aber er will in der Sache nicht vorgreifen und zuerst möglichst viele Expertenmeinungen hören. In der Zwischenzeit kann der Spendenaufruf fürs große Geld schon mal gestartet werden.
Bild: Maison du Tourisme