Der Drache zeigt die Zähne. Auch wenn der Schöpfer des 40 Meter langen Holzdrachen bekräftigt, dass sein Werk nichts Böses im Schilde führt. "Es ist ein lieber Drache. Aber in diesen Zeiten haben wir uns gesagt, es sei besser, wenn er Zähne bekommt. Eigentlich ist er ein virusfressender Drache. Er fängt alle Viren ein, die hier umherschwirren. So können die Leute in Ruhe spazieren gehen. Denn, wie Sie sehen werden, ist das hier ein wirklich schöner Ort."
Vor zehn Jahren hat Eric Hagelstein im Arboretum von Mefferscheid den Drachenpfad gestaltet. Mit Holzskulpturen und jeder Menge Herzblut. Zum Jubiläum werden die Skulpturen überarbeitet. "Er bekommt demnächst auch Augen. Wir arbeiten neun Monate daran - aber der Drache braucht viel mehr Zeit. Einige Jahre. Denn er ist unsterblich. Vielleicht bekommt er auch noch etwas Spektakuläres auf den Kopf gesetzt."
Den Baumstamm für den Drachenkopf hat Eric Hagelstein inmitten des Waldes gefunden. Schon vor zwei Jahren hat er ihn befestigt. Nun kann der Drache auch die Zähne zeigen. "Der Drache ist der Beschützer des Wassers, des Himmels und des Feuers. Er befindet sich im Gleichgewicht mit diesen Elementen. Ich bin sicher, die Besucher spüren das. Sie können die Kraft des Wassers spüren und im Gleichgewicht mit dem Himmel sein. Der Drachen ist zwischen den Elementen. Friedlich. Seine Wirbel bewegen sich im Wind - wie wenn man sie wiegen würde."
Entstanden ist dieser entrückte Ort auf Baelener Gebiet 1901. Die damalige Forstverwaltung wollte testen, welche Baumarten auf dem kargen Boden des Hertogenwalds gut gedeihen und welche nicht. Gepflanzt wurden Bäume aus aller Welt, zum Beispiel eine Küstentanne aus Nordamerika. Vier Meter misst ihr Stammumfang inzwischen, 40 Meter ist sie hoch.
Eric Hagelstein fühlt sich diesem Stückchen Erde tief verbunden. Sieben der neun Holzskulpturen stammen von ihm. Gemeinsam mit den zuständigen Behörden pflegt er das Arboretum und seinen Drachenpfad. Zum Jubiläum des Kunstpfades wird es außerdem ein Animationsprogramm geben. Zu allen vier Jahreszeiten sollen Besucher den Wald und die Kunst entdecken können. Dazu gehört auch ein a capella Abendkonzert am 5. Juni. "Sie singen auf Deutsch und sie singen sehr gut. Sie kommen aus Brüssel und haben viel Erfahrung. Das ist alte Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sehr intensiv."
Das Jubiläumsprogramm startet schon an diesem Sonntag mit einem Qi-Gong-Atelier. Corona-sicher versteht sich. Dafür sorgt allein schon der Drache.
Das Veranstaltungsprogramm zum zehnjährigen Jubiläum von Mefferscheid gibt es unter paysdevesdre.be.
Simonne Doepgen