Am Ende war es der Wall aus Holzpalisaden, der nicht mehr mitmachte. Die Hangabstützung verfaulte und gab schließlich Mitte Januar dem Druck nach. Der Hang rutschte ab, der Schulhof wurde unbenutzbar. Kinder spielen nun keine mehr auf dem Schulhof, stattdessen rollen die Bagger.
"Uns war es wichtig, weil wir den Schulhof auch so nicht mehr nutzen konnten, weil die Gefahr bestand, dass der Absturz sich immer weiter fortziehen würde", sagt Eupens Bauschöffe Michael Scholl. "Wir wollten so schnell wie möglich den Schulhof wieder freibekommen. Dieses Schuljahr wird er nicht mehr frei. Im Moment sieht es aber ganz gut aus, dass wir trotzdem eventuell früher fertig werden."
Bis es soweit ist, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Für die Zwischenzeit gilt: Eine Schule ohne Schulhof, das kann wohl niemand wollen. Auch nicht Schulschöffin Catherine Brüll. "Da der komplette Schulhof wegfällt, mussten wir Alternativen suchen, die die Sicherheit der Kinder gewährleistet, die Corona-Maßnahmen, die momentan für die Schulen noch gelten, berücksichtigt, und auch dem Organisatorischen der Schule Rechnung trägt."
In Sachen Organisation kommt die Corona-Situation erschwerend hinzu. Es gilt immer noch Code Rot in den Schulen. Die verschiedenen Kontaktblasen sollen bestmöglich getrennt werden. Das gilt auch für das Betreten und Verlassen der Schule. Zu diesem Zweck wurden Maßnahmen eingeführt, die von 7:30 Uhr bis 16 Uhr gelten.
"Wir haben nach einer Lösung gesucht, um wirklich die Primarschule und den Kindergarten gesichert ins Gebäude zu bekommen", erklärt SGO-Direktorin Sandra Mentenich. "Und deshalb haben wir den Eingang Hisselsgasse, wo auch die Einfahrt für die Baustelle ist. Die ist morgens von 7:45 bis 8:45 geschlossen, sodass unsere Primarschüler wie gewohnt über diesen Eingang ins Gebäude gelangen." Die Kindergartenkinder hingegen werden an der Schulstraße in Empfang genommen.
Sowohl die zuständigen Schöffen als auch die Direktorin betonen, dass schnell gehandelt werden musste. Wirkliche Auswahlmöglichkeiten hätten nicht zur Verfügung gestanden. "Die Variante ist in dem Sinne einfach notwendig, vor allen Dingen für den Empfang morgens und nach der Schule, weil die Eltern ja nicht ins Gebäude dürfen", so Mentenich.
"Vorher kamen alle Eltern ins Gebäude, um ihre Kinder an den Klassen abzuholen. Das dürfen wir aber unter Corona-Bedingungen nicht. Wir müssen die Kinder sicher nach draußen bringen. Da wir keinen Schulhof mehr haben, ist die Schulstraße der sicherste und schnellste Ort für uns."
Für die Kritik seitens der Eupener CSP-Fraktion ist Bauschöffe Michael Scholl nur wenig empfänglich. Er verweist lieber auf das, was bisher gut läuft. "Wir haben festgestellt, dass die Leute sehr viel zu Fuß kommen und auch Fahrzeuge etwas weiter weg stellen, um dann ihre Kinder hier zu Fuß zur Schule zu bringen. Also von angeblichem Chaos, das man uns gestern Abend vorgeworfen hat, kann man hier nicht reden. Es lief alles sehr gesittet ab."
Bereits Ende der Woche soll die neue Schulhofsituation evaluiert werden, Anpassungen nicht ausgeschlossen. Die Bauarbeiten werden weiter voranschreiten und die Kinder werden sich freuen können. Spätestens zum neuen Schuljahr erwartet sie ein neu gestalteter Schulhof mit Bepflanzung, Spielgeräten, und - ganz neu - Kletterwand.
Andreas Lejeune